Service 13.09.2008 (Archiv)
Weniger Biosprit
Mehrere Expertisen stellen Agrotreibstoffen miserables Zeugnis aus - die EU reagiert nun darauf und setzt Zeichen gegen zu große Ambitionen in diesem Bereich.Der öffentliche Druck gegen die
Biotreibstoff-Beimengung von zehn Prozent in der EU hat sich diese Woche
erneut erhöht. Der UN-Sonderbeauftragte Olivier de Schutter hat in einer
Rede die stark gestiegene Nachfrage nach den Treibstoffen als
Hauptursache für die weltweite Hungerkrise genannt. Die von der EU und
den USA aufgestellten Produktionsziele für Biosprit hätten zu
verstärkten Spekulationen mit landwirtschaftlichen Nutzflächen und
Rohstoffen geführt. Brüssel und Washington sollten deshalb unverzüglich
diese Politik beenden. Bereits einen Tag später reagierte das
EU-Parlament darauf: Ein Votum im Industrieausschuss des Parlaments mit
50 Pro- und nur zwei Gegenstimmen wird als deutliches Signal gewertet,
dass es zur Aufweichung der vorgeschriebenen Beimengung von zehn Prozent
bis 2020 kommen wird.
Die Kritik an den Agrotreibstoffen reißt nicht ab: Obwohl einige Gruppen
immer wieder damit argumentieren, dass der Preisanstieg von
Nahrungsmitteln nichts mit dem Anbau von Pflanzen für die
Biotreibstoffproduktion zu tun habe, mehren sich die Expertisen, die das
widerlegen. Der Internationale Währungsfonds IWF schätzt, dass 70
Prozent des Preisanstiegs bei Mais auf das Konto von Biotreibstoff
gehen, bei Soja seien dies 40 Prozent.
Auch die OECD ist in einer Studie zum Schluss gekommen, dass Biotreibstoffe nur
minimal zum Klimaschutz beitragen, für Verbraucher und Steuerzahler
allerdings jährlich Kosten in Milliardenhöhe verursachen. Das
Agrarinstitut der OECD prognostiziert in den kommenden zehn Jahren sogar
einen Preisanstieg bei Lebensmitteln von bis zu 60 Prozent.
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