Werbung 12.08.2013 (Archiv)
Mistkübel mit Werbe-Tracking
Im Internet sorgt das Targeting dafür, dass User nicht mit zu viel Werbung zugemüllt werden. Für mehr interessante Werbung offline sollen in London nun passenderweise Mülleimer sorgen.Öffentliche Mülleimer mit Bildschirm und WLAN-Funktion sorgen in diesen Tagen in London für Aufsehen. Sie stellen nämlich eine Verbindung mit WLAN-Devices von Passanten her und tracken diese. Dadurch soll auf den Bildschirmen zielgerichtete Werbung platziert werden. Auf diese Idee ist das Unternehmen Renew gekommen. Es hat bislang 200 solcher 'Werbe-Mülleimer' in der britischen Hauptstadt installiert und eine Aufstellgenehmigung für 21 Jahre erteilt bekommen.
Wie Golem unter Berufung auf die britische Tageszeitung 'The Independent' berichtet, können die Geräte dadurch die Wege der Passanten genau rekonstruieren und erkennen, ob jemand jeden Tag die selbe Route wählt oder nur zufällig vorbeigeht. Die sogenannten 'Renew Orbs' - wie die neuartigen Mülleimer heißen - erfahren dabei auch, welches Smartphone-Modell der getrackte Passant nutzt. Bei Datenschützern stößt dieses Projekt jedoch auf Unbehagen. Sie sehen darin eine Verletzung der Privatsphäre der Passanten.
Renew wehrt sich unterdessen gegen die Kritik, indem es betont, dass die eingeholten MAC-Adressen anonymisiert seien und man daher nicht wisse, welche Person dahinter stecke. Nichtsdestotrotz erfährt Renew mithilfe der WLAN-Verbindung viel über die Passanten - vermutlich schon zuviel. Mit dieser Tracking-Methode kann man den Smartphone-User gegebenenfalls bis nach Hause, bis zum Arbeitsplatz oder bis in das nächste Geschäft verfolgen.
Für die Gewerbetreibenden in Londons Straßen bietet die digitale Mülltonne eine ausgeklügelte Form der personalisierten Werbung. Passanten mit ihren gewohnten Fußwegen könnten mittels den auf Bildschirmen aufleuchtenden Werbesujets in bestimmte Shops gelockt werden, wenn sie sich gerade in der Nähe befinden. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Betaphase in der City of London, dem Finanzviertel der Metropole. Später soll der Aktionsradius ausgeweitet werden. Rund ein Drittel der Einblendzeit auf den Bildschirmen soll für soziale Zwecke reserviert sein.
Die Smartphone-verfolgenden Mülleimer passen zu London, gilt die Stadt an der Themse ja bereits seit Jahren als die meistüberwachte der Welt. In keiner Metropole hängen so viel Überwachungskameras wie in London. Laternenmasten, Hauswände oder Verkehrsschilder - kaum ein Gegenstand, der nicht dazu genutzt wird, um mit einer Kamera jeden Winkel der Innenstadt einzusehen.
Für einen Skandal sorgte vor einiger Zeit Google. Deren Street-View-Autos haben ja ebenfalls WLAN-Kontakte hergestellt und damit die Positionen verortet. Im Gegensatz zu den Mülleimern in London hatte Google aber auch sensible Daten aus den Netzwerken gesammelt, also weit über die Identifikation hinaus in den Inhalten der Daten geschnüffelt.
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