Link & Web 15.08.2019 (Archiv)
Online untreu sein
Junge Frauen und Männer, die mit dem Internet groß geworden sind, nehmen es mit der Treue bei ihren Online-Aktivitäten weit weniger genau als ältere Generationen.Vor allem Millennials (1981 bis 1996 geboren) neigen zum digitalen Fremdgehen. Durch ihr Verhalten betrügen sie nicht nur ihre Partner im echten Leben, sondern schaden auch ihrer Beziehung. Das besagt der aktuelle Bericht des 'National Marriage Project', ein Forschungsprojekt, das untersucht, wie Ehen in den USA geschlossen, aufrechterhalten und beendet werden.
'Die Internetrevolution ist genauso folgenreich wie die Erfindung der Druckerpresse', so Bradford Wilcox, Leiter des National Marriage Projets und Soziologie-Professor an der University of Virginia. Was das genau für die Beziehungen und ehelichen Partnerschaften der Menschen bedeutet, habe man nun erstmals in einer größeren Studie untersucht. 'Wir wollten herausfinden, ob Personen, die online mehr Wert auf sexuelle und romantische Treue legen, auch im echten Leben glücklichere und gefestigtere Beziehungen führen.'
Die Ergebnisse sind laut Wilcox eindeutig. 'Wer verheiratet ist oder in einer Partnerschaft lebt, und die Grenzen zum Betrug in der Online-Welt nicht so ernst nimmt, muss auch im echten Leben damit rechnen, weniger glücklich und vertrauenswürdig zu sein und könnte bald eine Trennung erleben', fasst Wilcox zusammen. Bei denjenigen, die auch im Web auf Treue wert legen, sei genau das Gegenteil der Fall.
Im Offline-Leben macht es offenbar keinen Unterschied, welche Altersgruppe zur Bedeutung von Treue in einer Beziehung befragt wird. Ein Blick in die digitale Welt zeigt aber, dass sich die entsprechende Hemmschwelle je nach Alter recht deutlich verschiebt. Im Prinzip gilt dabei Folgendes: Je später eine Person auf die Welt gekommen ist, desto ausgiebiger wird im Web geflirtet und fremdgegangen.
Auf Platz eins unter den digitalen Fremdgehern landen die Millennials, von denen 18 Prozent zugeben, schon mindestens einmal online in sexuell motivierte Gespräche mit Nicht-Partnern verwickelt gewesen zu sein. Bei der Generation X (1965 bis 1979 geboren) waren es 16 Prozent, bei den Baby-Boomern (1945 bis 1960er) nur sechs Prozent und bei Älteren, die vor 1945 geboren wurden, gerade einmal drei Prozent.
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