17.02.2002

17-02-2002 KSV: Insolvenzursachen 2001

Der Kreditschutzverband beschreibt in einer Aussendung ausführlich Insolvenzursachen und gibt die Statistik für das Jahr 2001 an.

Das Glück ist oft ein Vogerl - manchmal ein Pleitegeier. Über dieses Zitat kann sicherlich nicht jeder schmunzeln, auch wenn es besser nicht sein könnte.

Doch warum gehen so viele Firmen in Konkurs, schließlich gründet man kein Unternehmen um es in runterzuwirtschaften, zumindest nicht die ihre Ideen in die Realität umsetzen wollen. Trotzdem gab es über 26.000 Firmeninsolvenzen in Österreich in den letzten fünf Jahren quer durch alle Branchen. Ein Milliarden-Vermögen pulverisiert. 74.000 vernichtete Arbeitsplätze. Schmerzvolle Forderungsausfälle für zehntausende Lieferanten, Kreditinstitute, öffentliche Hand und Pleitefonds.

Wellengang in der Wirtschaft ist nichts Ungewöhnliches. Ereilt ein Unternehmen aber das Schicksal der Titanic, ist etwas völlig schief gelaufen und daran ist nicht immer nur der Eisberg schuld. Wenn etwas schief läuft, muss jemand dafür verantwortlich sein. Aber wer? Schwierige Rahmenbedingungen, drückende Abgabenlast, Billigkonkurrenz, die stark nachgefragte Schattenwirtschaft, unabsehbare Marktentwicklungen, die Hausbank, oder das Management selbst, weil es seine Hausaufgaben nicht erledigt hat.

Der KSV möchte jedoch genaue Gründe wissen und analysiert deswegen jedes Jahr breitflächig die Gründe heimischer Firmenpleiten. Nicht wegen der Schuldfrage, sondern um praxisrelevante Anhaltspunkte zur Unternehmenssicherung zu geben. 2001 konnten exakt 2.343 Insolvenzfälle in die Untersuchung einbezogen werden. Damit wurden achtzig Prozent aller bundesweit eröffneter Unternehmenspleiten erreicht.
Die Zahl von über 26.000 Firmeninsolvenzen erschreckt zunächst, doch gehen Firmen nicht nur ein, es werden auch welche gegründet. Allein 2001 gab es rund 27.000 echte Neugründungen, dagegen jedoch "nur" 5.178 Firmeninsolvenzen. Also haben es rund 81 Prozent geschafft.
Österreich weist überhaupt eine recht gute Überlebensquote bei Neugründungen in Europa auf. Nur etwa 10 Prozent springen ins Bassin und schauen erst nachher, ob auch Wasser drinnen ist. Diese verschwinden bereits im ersten Jahr wieder von der Bildfläche. Rund 20 Prozent fallen innerhalb von zwei und rund 30 Prozent innerhalb von fünf Jahren durch freiwillige Schließung oder Insolvenz wieder aus dem Markt. Bemerkenswerte 50 Prozent der Neo-Unternehmer waren sieben Jahre nach der Gründung noch aktiv.
Mit einbeziehen muss man natürlich auch die Selbstständigenquote, doch liegt ist diese bei 7 Prozent aller österreichischen Erwerbspersonen, die Landwirtschaft einmal ausgenommen.

Wie kommt es nun zum Point of no Return? Der Bogen der Einzelursachen spannt sich von gravierenden Buchführungsmängel, fehlender betriebswirtschaftlicher Sachkenntnis, mangelnder Planung & Steuerung, unzureichend ausgebildeten Kontrollsystemen, strangulierenden Kalkulationen, impotentem Inkassowesen, zu schnellem Wachstum, Eigenkapitalmangel, unzulänglichem Qualitätsmanagement, bis hin zu übermäßigen Ansprüchen im Lebensstandard und wirtschaftskrimineller Handlungen. Die Zahlungsunfähigkeit wird regelmäßig durch ein Zusammenwirken der verschiedenen negativen Faktoren hervorgerufen. Fast nie ist nur ein einziger Grund für die finanzielle Bredouille verantwortlich.

Natürlich wird weder negiert noch übersehen, dass besonders die mittelständischen Unternehmer angesichts der wirtschaftlichen Internationalisierung, der immer stärkeren Unternehmenskonzentrationen und auch Verkürzung von Produktlebenszyklen, unter großem Anpassungsdruck stehen.

Doch nicht jeder Konkurs wirkt als Planierraupe und bedeutet das wirtschaftliche Ende. Der vermeintliche Schlusspunkt kann auch zum Startschuss für eine strukturelle Neuausrichtung werden. Das makellose "Auffangen" eines Pleitebetriebes ist eine wichtige Alternative zum mühsamen und teuren Aufbau einer neuen Firma. Vermögenssubstanz und Arbeitsplätze werden gesichert. Gläubiger erhalten die vereinbarte Zahlungsquote. Sie können darüber hinaus ihre Insolvenzverluste durch die Aufrechterhaltung der Geschäftsverbindung weiter reduzieren. Im Jahr 2001 konnten 900 Konkursbetriebe über (Zwangs-)Ausgleiche wieder belebt und die Weichen in Richtung Sanierung gestellt werden. Immerhin ein Drittel der eröffneten Insolvenzfälle. Dadurch wurden auch etwa 8000 Jobs gerettet.

Kleine Firmen, zumeist Ges. m.b.Hs., sind oft sehr "cheflastig". Sie stehen und fallen mit ihrem Chef. Somit sind wirken sich "Ausfälle" verheerend aus. Durch den vielen Stress und der Knochenarbeit die zu leisten ist, sind gesundheitliche Probleme, Alkoholismus und ähnliches vorprogrammiert, wenn der Unternehmensführer nicht entlastet wird. Aber auch Mitarbeiter sind gerade in einem kleinen Unternehmen viel wert, wodurch auch hier darauf geachtet werden sollte.
Dabei ist der Erfolg einer Firma in den meisten Fällen harter Arbeit zu verdanken und keinen "Geniestreichen". Gefragt sind tatendurstige Führungspersonen und Mitarbeiter, die Realismus und Kreativität verbinden und nicht ein hochfliegendes "Management by Helicopter", welches nur Ideen kreiert aber keine Lösung für eine Umsetzung.

Der Schlüssel zum Erfolg ist laut KSV die Besinnung auf das Kerngeschäft. Vernetzte Partnerschaften mit Fokus auf den Kundennutzen. Eine gesunde Kapitalstruktur für magere Zeiten. Und klar orientierte Führungskräfte, die durch auch operative Tätigkeit direkt zur Wertschöpfung beitragen. Das Um und Auf dazu sind ambitionierte Mitarbeiter, die ihr Handwerk aus dem Effeff verstehen. Denn nur ein gutes Orchester verzeiht auch den einen oder anderen misstönlichen Dirigenten-Fehler.

RANGLISTE der österreichischen Pleite-Ursachen 2001 im Überblick.

Ursachen -Breiche...............2001...2000...1999
Fehler/Verlustquellen im
innerbetrieblichen Bereich........34%...33%...36%
Fahrlässigkeit.........................27%...27%...25%
Kapitalmangel........................18%...19%...15%
Fehler/Verlustquellen im
außerbetrieblichen Bereich.........12%...11%...15%
Persönliches Verschulden..........6%....7%....6%
Sonstige...................................3%....3%....3%

wan


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