27.05.2002

Filzstift überlistet CD-Kopierschutz

Hochmodern, auf dem neuesten technologischen Stand und hochsicher - der CD-Kopierschutz 'Key2Audio' galt im vergangenen Jahr als Hoffnungsträger der von dem Geschäft mit Raubkopien gebeutelten Musikindustrie.

Ein einfacher schwarzer Filzstift hat den hoffnungsfrohen Musikproduzenten einen Strich durch die Rechnung gemacht: Mit einem einzigen Strich auf der CD lässt sich 'Key2Audio' überlisten.

Der aufgemalte Streifen muss lediglich eine bestimmte Linie auf der Unterseite der CD berühren. Diese Linie trennt die Klang- Informationen von so genannten korrupten Daten. Letztere sind der Kopierschutz. Denn stößt ein CD-Rom-Laufwerk beim Lesen einer CD auf den Schutz, spielt es die Scheibe nicht ab. Kann das Laufwerk diese Daten wegen des Striches nicht vollständig erkennen, sieht es über sie hinweg.

'Die Filzstift-Methode ist so banal, dass wir darauf erstmal gar nicht gekommen sind', sagt der Kopierschutzbeauftragte von Sony Music Deutschland, Erik Hoffmann. Die Sony-Tochter DADC in Salzburg hat 'Key2Audio' entwickelt.

Nachdem die Filzstift-Variante den Experten von Sony bereits Ende Dezember 2001 zu Ohren kam, reagierten sie sofort: 'Wir haben die zunächst sichtbare Trennlinie ganz einfach unsichtbar gemacht.' So weiß niemand mehr, wo der Stift anzusetzen ist und 'Key2Audio' ist so sicher wie zuvor angenommen. Zumindest auf den CDs, die von Jänner an gepresst wurden.

Den zuvor produzierten Exemplaren kann der Filzstift jedoch noch den Garaus machen. Die Musikindustrie fordert eine Novelle des Urheberrechtsgesetzes und bekommt dabei Unterstützung vom Gesetzgeber. Demnach sollen Kopierschutztechniken nicht mehr umgangen werden dürfen.


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