04.07.2002

Droht jetzt massiver Datenstau?

Der Zerfall des bankrotten Konzerns KPNQwest ist nicht mehr aufzuhalten: Mit der belgischen Firma Ebone stellte die erste Tochter des größten Glasfasernetzes in Europa den Betrieb ein.

Experten berichteten bereits über deutliche Verzögerungen von Internet-Übertragungen in mehreren Ländern. Muss KPNQwest mit 100.000 Firmenkunden quer durch Europa vollständig vom Netz, droht ein massiver Datenstau.

Insgesamt hat das Hochgeschwindigkeitsnetz des niederländisch-amerikanischen Konzerns KPNQwest eine Länge von 25.000 Kilometern und verbindet 60 Länder. Mit Ebone fällt der größte Teil der Datenautobahen weg. Durch das Aus für Ebone sei der Internet-Verkehr aus Großbritannien, Stockholm, Frankfurt und Paris am Mittwoch beeinträchtigt worden, gab der Internet-Analyst Frank Kroon von der Beraterfirma Cap Gemini bekannt.

Vor allem kleineren und mittelständischen Firmen drohen jetzt massive Probleme. Größere Firmen hätten sich dagegen meist rechtzeitig nach Alternativen umgeschaut. Die Beschäftigten bei Ebone haben am Dienstagabend wegen ausgebliebener Gehaltszahlungen ihre Arbeit endgültig eingestellt und das Netz heruntergefahren. Der belgische Insolvenzverwalter für KPNQwest, Lodewijk De Mot, erklärte, es gebe keine Hoffnung auf einen Neustart für Ebone. Technik und Geräte würden verkauft.

Analysten betonten, durch das Aus für Ebone seien die Chancen auf einen Käufer für KPNQwest deutlich gesunken. Insolvenzverwalter Meijer blieb aber optimistisch. Ein Verkauf des Netzes sei noch immer möglich, sagte er. Der verbliebene Teil des Netzes werde weiter online bleiben.

Seitdem KPNQwest im Mai wegen Schulden von 1,8 Mrd. Euro Insolvenz beantragt hatte, waren Gespräche mit zwei Großinvestoren über den Verkauf und Weiterbetrieb des Netzes gescheitert. Am Freitag hatte der US-Telefonriese AT&T erklärt, er sei nicht länger an KPNQwest interessiert. AT&T begründete dies mit den äußerst schwierigen Verhandlungen aufgrund der unterschiedlichen Konkursbestimmungen in den betroffenen europäischen Ländern. Die Insolvenzverwalter ihrerseits erteilten einer Offerte der Investment-Gruppe Trimoteur im Wert von 200 Mill. Euro eine Absage.


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