24.07.2002

Massiver Einbruch der Automobilindustrie

Die Ertragskraft der Autohersteller ist 2001 weltweit um 17 Prozent eingebrochen. Nach einer Studie die A.T. Kearney veröffentlicht hat, ist die Ertragskraft der europäischen Automobilhersteller um 18 Prozent zurückgegangen.

Die europäische Zuliefererindustrie verzeichnete ein Minus von 32 Prozent. Die Situation wird durch die Zahl der in Europa hergestellten Autos deutlich: Im Vorjahr sind 1,28 Mio. weniger Pkws vom Fließband gerollt. Aus der Studie, die A.T. Kearney seit sechs Jahren durchführt und heuer erstmals aufgrund der gravierenden Ergebnisse veröffentlicht, geht hervor, dass die Existenz eines Drittels der österreichischen Autozulieferer akut gefährdet ist.

Für den Wirtschaftsstandort Österreich mit ca. 300 Firmen in der Automobilindustrie, die einen Umsatz von acht Mrd. Euro erwirtschaftet, ist dies eine bedenkliche Entwicklung, der es rasch entgegenzuwirken gilt. 'Wenn man bedenkt, dass die Autoindustrie zehn Prozent des gesamten Industrieoutputs von Österreich ausmacht, wird klar, welche Bedeutung die Ergebnisse dieser Studie haben", warnt Christian Heiss, Automotive-Experte bei A.T. Kearney.

Hauptursache für die massiven Einbrüche in der Zuliefererindustrie sind der Studie zufolge die aggressive Preispolitik der Automobilhersteller. Die Zulieferer würden die erheblichen Preissenkungen der Autohersteller so gut wie nicht an ihre Sublieferanten weitergeben können. Weiters würden immer mehr Autohersteller mit der Auslagerung aufwändiger Entwicklungsaufgaben und Fertigungen die Zulieferer belasten, ohne dass diese die Möglichkeit haben daraus Gewinn zu machen.

Besonders kritisch sieht man die im nordamerikanischen Raum gängige Praxis, Gewährleistungskosten, zu denen auch Rückholaktionen zählen, auf die Zuliefererindustrie abzuwälzen. Dieser Brauch scheint sich zu Lasten der Zuliefererbetriebe auch in Europa zu verbreiten. Die Gewährleistungskosten belaufen sich zwischen einem und fünf Prozent der Gesamtkosten. Die amerikanischen Zulieferer übernehmen bereits jetzt ca. fünf Prozent dieser Kosten.

Die Experten von A.T. Kearney empfehlen ein umfassendes Maßnahmenpaket, das den Zulieferern die Konzentration auf Kernbereiche und die Auslagerung oder den Verkauf weniger wichtiger Teile empfiehlt. Ebenso müssen die Beschaffungskosten gesenkt und die vorhanden Ressourcen besser ausgeschöpft werden. Mit Blick auf die Übernahme der Gewährleistungskosten durch Zulieferer, ist es wichtig das Qualitätsmanagement wesentlich zu verstärken.

Trotz der prekären Lage, gebe es viele Klein- und Mittelbetriebe, die sich in Nischenbereichen und durch Innovationen eine finanzielles Standbein gesichert haben. Im Gegensatz zu Massenherstellern, die einer großen Konkurrenz ausgesetzt sind, müssen diese Nischenbetriebe nicht um ihre Existenz fürchten.


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