11.11.2002

EU-Erweiterung: Infrastruktur noch nicht EU-Niveau

Die EU-Beitrittskandidaten haben massive Infrastrukturprobleme, Verkehrsnetze, IT- und Telekomausbau hinken den rasch wachsenden Anforderungen weit hinterher.

Das war der einhellige Tenor auf einer Podiumsdiskussion, die Donnerstagabend von Industriemagazin und pressetext.austria im mit über 400 Besuchern überfüllten Haus der Industrie in Wien veranstaltet wurde. Doch nicht nur die zentraleuropäischen Nachbarstaaten stehen vor Problemen. Dem Osten Österreichs droht nach der Erweiterung der totale Verkehrskollaps.

Noch immer gibt es keine ausgebauten Verkehrswege nach Prag, Brünn oder Bratislava. Auch die Bahnverbindungen zu Österreichs östlichen Nachbarn sind für den erweiterten EU-Binnenmarkt nicht ausreichend vorbereitet. 'In den CEE-Staaten wurden vor der Wende 80 Prozent der Gütertransportes über die Schiene abgewickelt. Derzeit findet eine massive Verlagerung von der Schiene auf die Straße statt', meinte Elmar Wieland, Vorstandsvorsitzender der Schenker & Co AG Österreich. Wieland rechnet, dass in einigen Jahren ähnliche Verhältnisse wie in der EU herrschen werden. 'Bei uns werden 85 Prozent aller Güter auf der Straße transportiert.'

Paul Lendvai, Osteuropaexperte des ORF, sieht hier große Versäumnisse Österreichs. Erst jetzt würden konkrete Pläne zum Ausbau der Verkehrswege nach Tschechien und in die Slowakei erstellt. 'Die Infrastruktur für alle Arten von Transport in diesen Staaten ist ungenügend', ergänzte Wieland.

Auch im Bereich Telekom und IT ist der Nachholbedarf groß. 'Neue Technologien entwickeln sich in diesen Ländern extrem schnell. Handys haben bereits eine ähnlich hohe Verbreitungsrate wie im Westen. Doch bei der Grundversorgung in den Festnetzen gibt es großen Handlungsbedarf', meinte Rudolf Kemler, CEO Eastern & Middle Europe bei T-Systems International. Die Anzahl an Festnetzanschlüssen - und damit die Verbreitung von Internet - ist in den CEE-Staaten nach wie vor sehr gering. In Slowenien, dem Musterschüler der Beitrittskandidaten, kommen auf 1000 Einwohner nur 386 Anschlüsse. Das Land ist damit jedoch Spitzenreiter in Zentral- und Osteuropa.

Quelle: Pressetext Austria | www


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

Auch interessant!
Osteuropa im Visir von China und Indien
Schwellenländer wie China und Indien haben Ost- und Zentraleuropa für sich entdeckt. Noch vor zehn Jahren...