Aktuell  18.09.2005

Totale Kontrolle auf den Straßen

In Österreich wird Big Brother auf den Straßen spruchreif: Neben neuen Section Control-Zonen sind auch andere technische Maßnahmen geplant, die den Autofahrer in die Schranken weisen sollen.

Wir die Presse berichtet, stehen schon zahlreiche Maßnahmen fest. So wird auf den Autobahnen rund um Wien das nachgezogen, was auf zwei Strecken schon Realität ist: Sogenannte Section Control-Bereiche sollen ungestraftes Schnellfahren unmöglich machen. Durch eine Messung der Durchfahrt am Start und Ende der Zone wird die Geschwindigkeit der Fahrzeuge dazwischen gemessen. Übertritt der Fahrer das Limit, wird er gestraft. Statt punktueller Überwachung mit dem Radar ist das also eine Kontrolle über lange Strecken.

Die bisherigen Section Controls waren alles andere als Problemlos - die zurückgezahlten, weil zu unrecht eingehobenen, Strafen in Wien sind nur ein Beispiel. Die Einnahmequelle scheint aber trotzdem lukrativ genug für den Ausbau des Systems.

Aber nicht nur die Umgebung von Wien steht am Plan der Exekutive. Auch bei Linz, Salzburg und Innsbruck werden Section Controls eingeführt. Zwischen 2006 und 2010 werden 300 Mio. Euro investiert, um den Verkehr im Zaum zu halten.

Zusätzlich gibt es noch Maßnahmen bei Überkopfanzeigen, die den Verkehr nur lenken sollen. Im Gespräch sind auch Foto-Systeme zur Speicherung vorwiegend deutscher Rechtsbrecher, wo ohne Foto keine Strafverfolgung möglich ist. Dazu noch Abstandsmesser, um zu knapp fahrende Fahrzeuge zu erkennen und Systeme zum Festhalten von Fahrern, die das Rotlicht der Ampel mißachten.

Warum nicht gleich mehr?

Wir fragen uns nur, warum nicht gleich ein wirklich großer Schritt für den Straßenverkehr unternommen wird? Österreich ist ein großes Autozulieferer-Land und klein genug, um als Testgebiet genutzt zu werden. Ist noch niemand auf die Idee gekommen, dieses Testgelände zu nutzen und damit die heimische Wirtschaft an die Spitze der Entwicklung zu setzen?

Statt dem Aufbau konventioneller Systeme wäre es angebracht, gleich einen großen Schritt zu machen. Fahrerassistenz ist die Devise!

Schön wäre es, wenn wir hierzulande Staus lange vorher ins Fahrzeug gemeldet bekommen. Das Navigationsgerät könnte gleich auch die aktuell relevanten Verkehrszeichen einblenden, der Tempomat daraufhin regeln. Vielleicht auch gleich ein Leitsystem, das wahlweise auch automatisierten Individualverkehr erlaubt. Ideen gibt es viele...

Zu finanzieren wäre das sicher auch - einerseits durch die Wirtschaft, die ein Interesse an einem solchen Feldversuch haben muss, andererseits auch durch die Autofahrer selbst. Wenn ein solcher gewaltiger Schritt gemacht wird, dann sind die Fahrer sicher auch bereit, für den gefahrenen Kilometer zu zahlen. Nicht viel mehr als für die Vignette, aber sicher ausreichend, um den Komfort sicherstellen zu können.

Doch dieses Szenario ferner Zeiten wird Phantasie bleiben müssen. Man bleibt lieber bei den kleinen Schritten. Um die Hand aufzuhalten, reichen diese ja auch aus. Und was will man schon mehr...


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