24.09.2005

Porsche schielt auf VW

Porsche will Hauptaktionär bei der Konzernschwester VW werden. Der Sportwagenbauer will 20 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien von Volkswagen erwerben und somit größter Einzelaktionär des Wolfsburger Konzerns werden.

Porsche begründete den Schritt mit den intensiven Beziehungen der beiden Unternehmen in Entwicklung und Fertigung. Laut Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sollen durch dieses Engagement sowohl die Geschäftsbeziehungen zu VW als auch ein wesentlicher Teil der eigenen Zukunftsplanungen langfristig abgesichert werden.

Beide Unternehmen kooperieren bekanntlich bei der Produktion des Geländewagens Cayenne und künftig auch bei der Entwicklung eines Hybridantriebs. Derzeit ist VW für die Zuffenhausener Lieferant für rund 30 Prozent des Absatzvolumens. Diese Zusammenarbeit wäre möglicherweise gefährdet, wenn nach der zu erwartenden Aufhebung des VW-Gesetzes durch den Europäischen Gerichtshof ein Finanzinvestor bei VW einstiege, den Konzern unter Umständen zerlegte und die einzelnen Marken an andere Autokonzerne verkaufe. Der Einstieg von Porsche verhindert nun eine derartige, 'feindliche' Übernahme, da sich zusammen mit dem Land Niedersachsen (18,2 Prozent der Stammaktien) und den VW-eigenen Papieren (13,1 Prozent) immer eine Mehrheit ergibt.

Im Moment hält Porsche laut Konzernsprecher Anton Hunger noch keine fünf Prozent der Aktien am VW-Konzern. Gegenwärtig würden mit dem VW-Vorstand entsprechende Gespräche über die Gestaltung der angestrebten Aufstockung geführt, wobei auch ein Zukauf direkt über die Börse möglich sei. Nach dem derzeitigen Aktienkurs ist der 20 Prozent-Anteil rund drei Milliarden Euro Wert. Ein Nebenaspekt ist, dass sich der Erwerb des Aktienpakets auch finanziell lohnt, da Porsche bei der Anlage seiner Barreserven von derzeit mehr als drei Milliarden Euro nur geringe Zinseinnahmen erzielt und diese auch noch voll versteuern muss. Dividendeneinnahmen aus Industriebeteiligungen sind dagegen zu 95 Prozent steuerfrei.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff begrüßte die Porsche-Pläne und betonte, dass 'darin eine große Chance für das Automobilland Deutschland im Hinblick auf Qualität, Image und technische Innovationen liege.' In den letzten Tagen hatten bereits Spekulationen über einen neuen Großaktionär den Kurs der VW-Aktie nach oben getrieben.

auto-reporter


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