Aktuell  02.10.2005

Mercedes Benz S 600

Nicht nur eine Nasenlänge voraus präsentiert sich der S600 von Mercedes. Er soll den Ton angeben und den Höhepunkt markieren, den die Autoindustrie derzeit bieten kann.

Die Zwölf ist keine Zahl wie jede andere, in der Zwölf schlummern Mythos und Mysterium. Mit ihr verbinden sich Gary Cooper und 'High Noon', die Apostelgeschichte und die Monate des Jahres, die Sternkreiszeichen, die zwölf Geschworenen und das faszinierendste Motorenkonzept der Automobilgeschichte. Mercedes schlägt mit dem neuen S 600 ein neues Kapitel auf.

Kein anderes Triebwerk hat die Phantasie von Konstrukteuren und Konsumenten auch nur annähernd so beflügelt wie das Prinzip der apostolischen Zylinderzahl. Was die exorbitante Faszination der doppelten Sechs ausmacht? Schwer zu sagen. Österreichs Ex-Weltmeister Niki Lauda brachte es einst in seiner präzisen und des Sujets würdigen Art auf folgenden Punkt: 'Ein Zwölfzylinder ist ein Zwölfzylinder.' Womit er nicht nur Recht, sondern auch alles gesagt hat. Punktum. Natürlich klingt das sehr nach der endgültigen Weisheit, nach Perfektion, Vollkommenheit und final Erstrebenswertem - und das ist auch gut so.

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Mercedes hat den bisherigen V12 - in aller Bescheidenheit - in allen Bereichen verbessert. Gemäß dem Grundsatz, dass nur das, was gut aussieht, gut funktionieren und Leistung erbringen kann, stand auch die Ästhetik im Lastenheft des V12. Der Motor ist so schön, dass mancher ihn sich ins Wohnzimmer stellen würde, und Leistung hat er im Überfluss. Der weiterentwickelte Biturbo-Motor holt aus 5,5 Litern Hubraum 380 kW/517 PS - das sind 12 kW/17 PS mehr als sein Vorgänger. Das maximale Drehmoment stieg von 800 auf 830 Newtonmeter, und diese titanische Durchzugskraft steht zwischen 1900 und 3500/min konstant zur Verfügung - Leistungsdaten, die schon beim Lesen wohlige Schauer der Vorfreude auslösen, die sich realiter schnell in Freude verwandelt.

Lebensqualität. Seidenweich schnurrt er nach dem Schlüsseldreh vor sich hin. Ich lege meinen Fuß auf die Bremse, damit sich der kleine Wählhebel der Siebengang-Automatik aus 'P' in 'D' bewege und trete aufs Gaspedal. Es ist schon ein erhebendes Gefühl, wie die 517 PS mit den antriebsschlupfgeregelten Hinterrädern in den Asphalt beißen. In 4,6 Sekunden begibt sich der S 600 aus dem Stand auf 100 km/h, und dabei verströmt er in jeder Zehntelsekunde gelassene Souveränität. Nichts ist davon zu spüren, dass ich gerade eine 5,21 Meter lange (den S 600 gibt es nur mit langem Radstand) und nicht gerade leichte (fahrfertig bringt er 2180 Kilogramm auf die Waage) Luxuslimousine in Sportwagenzeiten über die Sprintstrecke treibe. Nur, dass mich der Schub dank der beiden Turbolader in die Recklehne presst, als hätte ich einen Nachbrenner gezündet. Und weiter als die üblichen abgeregelten 250 km/h darf er nicht.

Der Norm-Verbrauch liegt bei 14,3 Liter Super pro 100 Kilometer, was in der Praxis Verbräuche nahe der 20 Liter bedeutet. Noch Fragen? Dieses aber dürfte die Menschen, die sich einen S 600 leisten, allenfalls peripher tangieren. Die überlegene souveräne Leistungsentfaltung in allen Bereichen - sie fasziniert m meisten. Das ist einer, an dem sich die anderen orientieren können - und müssen.

auto-reporter


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