Aktuell  17.01.2006

Tempo 50: Drei Schritte zurück...

Zwar noch keine Zurücknahme der sinnlosen und von den Autofahrern missbilligten Änderungen in Wien, aber zumindest eine teilweise Entschärfung. Im Rathaus bekam man wohl kalte Füße aufgrund der enormen Proteste aus allen Richtungen.

Bis Mitte Februar sollen einige wichtige Stellen entschärft werden. So beispielsweise die unverbauten Teile der Stadteinfahrten. Die Polizei straft in diesen Bereichen auch jetzt nicht, wo eigentlich die 50er-Regel gelten würde.

Im Detail werden folgende Straßen wieder für den fließenden Verkehr freigegeben:

Tempo 70:
Triester Straße ab Wienerberg, Westausfahrt ab Hütteldorfer Brücke (und bis Auhofstraße einwärts), Wagramer Straße ab Bettelheimstraße, Brünner Straße ab Hochfeldstraße

Tempo 80:
Süßenbrunner Hauptstraße ab Friedhofweg

Der ÖAMTC sieht sich erfolgreich in seiner Kampagne gegen die Stadt. Auch wenn die angegebene Lösung für weniger Feinstaub diesen nicht beeinflussen wird (siehe auch Special im aktuellen Auto.At-Heft), seien zumindest die Lärmbelastungen reduzierbar.

Da stellt sich dann allerdings die Frage, warum beispielsweise die Geschwindigkeitsreduktion auf den Brücken nicht zurückgenommen wurde und die neuen Tempo 30/40-Bereiche, die Lärm und Abgase noch verstärkt haben, nicht in die Lösung genommen wurden.

Der ARBÖ sieht weitere Aufgaben auf die Stadt zukommen: die Ampel müssen schneller koordiniert werden (Stichwort 'Grüne Welle') und die Maßnahmen müssen generell noch nach einem halben Jahr evaluiert werden. Den Erfolg sieht der ARBÖ scheinbar nicht, denn er mahnt, dass erst bei Tempo 60 bis 80 die wirtschaftliche und umweltfreundlichste Art des Fahrens möglich ist - da arbeiten Motoren am besten und stoßen wenig Schadstoffe aus.

Und es stellt sich weiter die Frage nach den Kosten der Aktion - nicht nur die hohen Umrüstungskosten, sondern nun auch die Zurücknahme mit weiteren neuen Tafeln brauchen Geld auf, das anderswo sinnvoller einzusetzen wäre. Nun ja, vielleicht sind es ja die (nach dem Immissionsgesetz) viel höheren Strafen, die die Stadt Wien nun kassieren kann, die eigentliche Herausforderung gewesen.

Fazit

Der typische Wiener fährt vielleicht einen kleinen 'Benziner', trägt enorme Kosten (Umrüstung, hohe Strafen) für Aktionen im Diesel-Bereich (wobei auch diese das Ziel nicht treffen - nur etwa 5% des Feinstaubs kommen vom Diesel-PKW...). Dazu darf er dann auch noch langsamer fahren, als die Straßen es zulassen und vor allem als sein Auto braucht, um wenig Treibstoff zu verbrauchen. Was auch bedeutet, dass Anrainer damit auch lautere Autos und mehr Feinstaub abbekommen. Also wenn das das Ergebnis der Tempo 50-Änderungen ist, dann ist Wien... - anders!


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