13.06.2007

Bildung in Österreich und der Schweiz

Österreich und die Schweiz müssen ihre Bildungsanstrengungen deutlich verstärken. Das hat Andreas Schleicher, PISA-Erfinder und internationaler Koordinator der Vergleichsstudie, den beiden Ländern Ende 2006 ins Klassenbuch geschrieben.

Vor welchen Veränderungen stehen nun die Bildungssysteme von Österreich und der Schweiz? – Ein Überblick.

Wer immer sich in Deutschland mit der Entwicklung der Schullandschaft als Folge der PISA-Ergebnisse befasst, kommt an den Hinweisschildern zu erfolgreichen PISA-Ländern wie Finnland und Frankreich nur mit Mühe vorbei. Ein Blick auf die Schweiz und Österreich ist jedoch mindestens ebenso interessant. Wie in Deutschland ringen auch dort die Verantwortlichen im Bildungssektor um Qualitätssteigerung, Evaluation und mehr Chancengerechtigkeit.

Sie wägen das Für und Wider von längerem gemeinsamem Lernen ebenso ab wie frühere Sprachförderung, selbstständige Schulen und veränderte Zuständigkeiten auf der Bundesebene. Und: In beiden Ländern hat das zum Teil mäßige Abschneiden der Schülerinnen und Schüler am Selbstverständnis der beiden Nationen gerüttelt und Reformen angestoßen.

Der Nachholbedarf ist da. Während zum Beispiel die meisten OECD-Länder die Ausgaben für Bildung steigerten, ging Österreichs Anteil zurück. Hier konnte sich zwar die Schweiz insgesamt über einen Spitzenplatz (Platz 4) freuen, ihre Ausgaben im Vorschulbereich sind aber wiederum so gering, dass Schleicher rät, 'hier deutlich mehr zu investieren, um den vergleichsweise deutlichen Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft abzumildern.'

Knapp ein Jahr ist es her, da sprach sich die Schweizer Bevölkerung in einem Volksentscheid für eine Reform des Schulsystems aus. Bis dahin waren – ähnlich wie in Deutschland die Bundesländer – die einzelnen Kantone für das Schulsystem in ihrem Verantwortungsbereich zuständig. Doch Schlagzeilen wie 'Schlechte Noten für Schweizer Schüler' oder 'Schweizer Schüler sind nur Mittelmaß' rissen das Land nach dem 17. und 18. Platz der internationalen Rankings aus seinem 'Kantönligeist'. Nun ist es das Ziel der Schweizer Bildungsverfassung, die verschiedenen Bildungswege und die Anerkennung der Abschlüsse zu harmonisieren. Von einer 'stillen Revolution' wird seitdem gesprochen.

Eine möglicherweise weniger stille Revolution könnte sich in Österreich ankündigen. Dort wurde bereits die durchschnittliche Klassenstärke von 30 auf 25 Kinder reduziert. Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat den Bildungsexperten Günter Haider wieder in den Mittelpunkt der österreichischen Debatte um eine verbesserte Bildungspolitik geholt. Der österreichische PISA-Chef war bei der Vorgänger-Regierung in Ungnade gefallen, weil er die zögerliche Umsetzung der Expertenvorschläge kritisiert hatte.

Nun soll es seine Aufgabe sein, die in Österreich ausgearbeiteten Studien und Vorschläge zur Qualitätssteigerung zu analysieren und auf Umsetzbarkeit zu prüfen. Auch in das neu zu gründende Bundesinstitut, das 2008 einen Bildungsbericht mit einer Wirkungsanalyse des Bildungssystems vorlegen soll, wird er an maßgeblicher Stelle eingebunden werden.

Rainer Domisch, als Botschafter des finnischen Schulsystems in ganz Europa ein gefragter Mann, sieht bereits eine Chance, dass 'die neue Ministerin dabei ist, Wege zu einem längeren gemeinsamen Lernen zu öffnen.' Auch ein Einstieg in ein Gesamtschulsystem wird in Österreich auf Ministerebene diskutiert.

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bikl | www


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