30.07.2007

50 jahre Trabant

Der Trabant! Was ist über diesen Typ nicht schon alles erzählt und geschrieben worden! Wissenswertes und Amüsantes war dabei, auch Albernes, nicht selten ziemlich Falsches nach dem Motto: Keine Ahnung von der Sache, davon aber viel.

Euphorisch geweckte Urauto-Instinkte und fantasievolle Fehldeutungen seiner angeblich rostfreien hohen Lebenserwartung sorgten dafür, dass heute das Auftauchen einzelner Exemplare auf der Straße – Restbestand eines einstigen Millionenheeres – unterschwellig geradezu Sympathien für den Trabant auslöst.

Ob man das automobile Urvieh mag oder nicht – es hat Geburtstag, wird 50. Einem Gefährt, das auf ganz eigene Weise die deutsche Automobilgeschichte bereicherte, sollten aus gegebenem Anlass durchaus ein paar rückblickende Zeilen gewidmet werden.

Prosaisch klang das Wiegenlied weiß Gott nicht. 'Er ist leicht, stoß- und verwindungsfest, elastisch und korrosionsfrei, im Winter wie im Sommer isolierend.' So hieß es Mitte der Fünfziger Jahre in einer Anzeige des VEB Automobilwerk AWZ Zwickau (später VEB Sachsenring Zwickau). Gemeint war der Duroplast-Werkstoff, der im Karosseriebau übliches Blech ersetzte.

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Noch allerdings galt jene Botschaft nicht dem Trabant. Gewidmet war sie der 'Plastik-Karosserie' seines Vorläufers, des Kleinwagens P 70, den ein 22 PS leistenden Zweizylinder-Zweitaktmotor mit 690 Kubikzentimeter Hubraum mühsam in den Autostand hob. Technischen Rückstand markierten nicht allein die Bremsseile dieses Autos. Vieles, auch der Karosserieaufbau, erinnerte an seinen ehrwürdigen DKW-Stammbaum, dessen letzter Zweig in der DDR zum IIFA F8 führte. Automobiltechnik von gestern.

Die Duroplast-Beplankung der P-70-Karosserie aber, so hieß es in jener Anzeige, entspreche 'allen Forderungen der modernen Technik'. Die Rezeptur zur Herstellung der Duroplast-Teile klingt abenteuerlich: Übereinandergelegte Lagen aus Baumwollresten – eigentlich Abfall – wurden mit Phenolharz beträufelt. Dann schnitt man Motorhaube, Kotflügel, Kofferraumdeckel und die Türaußenhaut aus und brachte die so vorbereiteten Beplankungsteile unter eine Presse.

Druck und Wärme formten den neuen Werkstoff. Wenig später sollte sich genau dieses Material – wundersamer willkommener Blech-Ersatz – auch beim P 50, dem ersten Trabant, bewähren. Diesmal umgab die Duroplast-Hülle das Stahlblechgerippe einer selbsttragenden Karosserie, gab dem Kleinwagen Form und verlieh ihm karge Schönheit.


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Auto-Reporter


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