Service  31.01.2008

Drängler sind andere

Nichts regt die Österreicher im Straßenverkehr mehr auf als zu knappes Auffahren. Das zeigen aktuelle quantitative und qualitative Befragungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), die im Dezember durchgeführt wurden.

91 Prozent der Befragten fühlten sich von der Dränglerei am meisten genervt, zwei Drittel der Befragten stuften das Drängeln zusätzlich als sehr gefährlich ein. Dementsprechend emotional fielen die spontanen Beschreibungen dieser Verhaltensweise aus. 'Das ist letztklassig', 'das machen nur Dumme', 'meistens sind es unreife Idioten und Egoschweine' waren die wenig schmeichelhaften Charakterisierungen jener Autofahrer, von denen man sich genötigt und bedroht fühlt.

Was das Drängeln aus Sicht der Befragten so gefährlich macht, ist vor allem der zu geringe Bremsweg und die Stresssituation, in die der Vordermann durch aggressives Auffahren gebracht wird. Es zeigte sich aber auch, dass die Schuld grundsätzlich auf die anderen geschoben wird und bei der subjektiven Einschätzung des sicheren Abstands lagen die Befragten nicht unbedingt auf der sicheren Seite.

Wenn es um Selbstkritik geht, sind die österreichischen Autofahrer gnädig. 44 Prozent der Befragten beobachten die Drängelei bei anderen sehr oft, weitere 30 Prozent beobachten es 'eher häufig'. Genau spiegelverkehrt war das Ergebnis, wenn sich die Befragten selbst einschätzen mussten: 43 Prozent ertappen sich (fast) nie beim Drängeln, weitere 35 Prozent waren der Meinung, dass sie eher selten zu geringen Abstand halten.

Abstand gehalten?

Mehr als drei Viertel gaben an, selbst zumindest ab und zu ihren Abstand zum Vordermann zu überprüfen. Die Hälfte macht das nach Gefühl und Augenmaß, wobei der notwendige Abstand aber grob unterschätzt wird. Der empfohlene Mindestabstand beträgt zwei Sekunden – bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h wären das 72 Meter.

Von den Befragten wurde der Soll-Abstand bei 130 km/h weit geringer eingeschätzt, nämlich auf etwa 0,75 Sekunden, was 27 Metern entspricht. Der subjektiv geschätzte Ist-Abstand beträgt rund 13 Meter oder 0,36 Sekunden. 'Der subjektiv geschätzte Ist-Abstand liegt damit bereits in einem Bereich, für den eine Vormerkung fällig wird', sagt Thann. Der subjektiv empfundene Grenzwert fürs Drängeln liegt bei neun Metern (0,25 Sekunden).

So gut wie alle Befragten kannten übrigens die Abstands-Messpunkte auf der Autobahn und zwei Drittel wussten auch, wie sie richtig anzuwenden sind. Dennoch verwendet nur etwa ein Drittel dieses Sicherheits-Hilfsmittel.


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