Service  09.02.2008

Linksfahrer sind gefährlich

Wer sich auf der Autobahn nicht an das Rechtsfahrgebot hält, bringt andere Verkehrsteilnehmer unnötig in Rage und verleitet zu gesetzwidrigen Aktionen - eine gefährliche Provokation zu Gesetzesverstößen, die immer nur andere machen.

Sie sind nicht zwangsläufig gefährlich, aber spontanen Aussagen zufolge 'geht es extrem auf die Nerven': Jene Autofahrer, die auf der Autobahn nicht auf den rechten Fahrstreifen wechseln, obwohl sie es müssten. Eine Befragung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (500 Autofahrer online, 30 Tiefeninterviews) hat ergeben, dass Linksfahrer vom Großteil der Autofahrer zwar nicht als gefährlich empfunden werden, aber Kurzschlussreaktionen wie Dränglerei oder Rechtsüberholen provozieren.

'Ganz abgesehen davon gibt es laut Straßenverkehrsordnung auf der Autobahn keine freie Fahrstreifenwahl, es gilt die Rechtsfahrordnung', sagt Dr. Othmar Thann, Direktor des KfV.

Wie bei vielen Verkehrsdelikten wird auch das Linksfahren eher den anderen zugeschrieben. 41 Prozent der Befragten beobachten das Phänomen des Spurpickens bei anderen sehr oft, weitere 29 Prozent erleben es eher häufig. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten (47 %) gab an, (fast) nie trotz freier rechter Spur links zu fahren. Nur jeder Sechste ertappt sich gelegentlich dabei.

Ältere Männer sind linker

Rund drei Viertel der befragten Autofahrer ärgern sich sehr bzw. eher über Linksfahrer. Nach der persönlichen Einschätzung seien es eher Männer und eher ältere Menschen, die das Rechtsfahrgebot missachten. Für viele lag die Vermutung nahe, dass es sich dabei um unaufmerksame Träumer, unsichere und schlechte Fahrer oder sogenannte Hutfahrer handle, die aus Gedankenlosigkeit, Unachtsamkeit, Unkenntnis des Rechtsfahrgebots oder aus Angst vor dem Spurwechsel die anderen Verkehrsteilnehmer behindern.

In den Interviews zeigte sich, dass Linksfahren als provokant erlebt wird und daher angenommen wird, dass der Hintermann bewusst an seine Toleranzgrenzen gebracht werden soll. 'Aus der psychologischen Perspektive fällt auf, dass bei dieser Problematik den Linksfahrern generell das geringere Talent im Straßenverkehr unterstellt wird', sagt Thann. 'Daraus entwickeln sich Überlegenheitsgefühle, Autoritätsansprüche und Dominanzverhalten. Als Konsequenz wird das ebenso verbotene Rechtsüberholen vor sich selbst gerechtfertigt und die Schuld dafür dem Linksfahrer zugewiesen.'

Messungen des KfV im Frühjahr 2006 an mehr als 46.400 Fahrzeugen auf Autobahnen in ganz Österreich haben ergeben, dass jeder fünfte Autolenker links fährt, obwohl er sich eigentlich rechts einordnen müsste. Je mehr Fahrspuren vorhanden sind, desto eher wird das Rechtsfahrgebot missachtet.

Mehr als drei Viertel der befragten Autofahrer hielten es für wichtig, dass mehr gegen das Linksfahren unternommen wird. Allerdings wurde hier nicht in erster Linie der Ruf nach mehr Kontrolle laut. Informationstafeln und Kampagnen werden von den Autofahrern gewünscht.

Derzeit gibt es für Linksfahren im leichtesten Fall ein Organmandat in Höhe zwischen sieben und 36 Euro, im schlimmsten Fall droht eine Anzeige, die eine Strafe bis zu 726 Euro nach sich ziehen kann.

KfV


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