Aktuelles  16.02.2009

Internet-Wirtschaft gegen Google

Google liefert Negativbeispiel für die Digital Content Branche, meint der Verband der Internetwirtschaft in Österreich. Die Vereinigung von Providern und Inhaltsanbietern wünscht sich stattdessen ein Gesetz, das Internet-fit ist.

'Das Vorgehen von Google im Zusammenhang mit Urheberrechten bei seinem Library Project sendet ein eindeutig negatives Signal an die Branche', befürchtet Andreas Wildberger, ISPA Generalsekretär, 'denn die nunmehr vorexerzierte Praxis des nachträglichen Sanierens von Urheberrechtsverletzungen erschüttert das Vertrauen in ein weltweit sehr harmonisiertes Rechtssystem und könnte zur Nachahmung verleiten.'

Die ISPA als Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft setzt sich dafür ein, das geltende Urheberrechtssystem schrittweise 'Internet-fit' zu machen. Dabei steht eine ausgeglichene Ausgestaltung der rechtlichen, wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen im Vordergrund, welche die Rechte der Urheber, Verwerter und Nutzer wahrt.

Die digitale Content-Industrie befolgt bis dato - von schwarzen Schafen abgesehen - einen Ehrenkodex, der auf die europäische und nationale Gesetzeslage abgestützt ist, nach der beispielsweise nie 1 zu 1 der Content von einer anderen Site übernommen wird, wenn nicht vorher die Zustimmung des Rechteeigners eingeholt wurde. Ebenfalls zulässig ist natürlich eine auszugsweise Zitierung mit Quellenangabe, wie das auch in Tageszeitungen üblich ist.

Wie medial mehrfach berichtet, digitalisiert Google bereits seit 2004 die Buchbestände amerikanischer Bibliotheken. Diese werden von Google für die Online-Nutzung bereitgehalten -- in den USA zum Teil schon gegen Entgelt -- allerdings, und das ist der Punkt, ohne die erforderlichen Genehmigungen der Rechteinhaber einzuholen.

In dem von Google angestrebten Urheberrechtsvergleich werden Autoren oder Verleger de-facto zu einem Austritt ('opt-out') oder einer differenzierteren Entgegnung ('objections') gezwungen, wollen sie verhindern, dass ihre Werke gescannt werden. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, die IG Autorinnen und Autoren, sowie die Literar Mechana prüfen derzeit, wie sie die Rechte österreichischer Autoren bestmöglich wahren können und haben bereits Handlungsempfehlungen ausgearbeitet.

'Keinesfalls', so Wildberger, 'darf eine einseitige Beschneidung der Rechte durch ein Unternehmen stattfinden, welches meint, aufgrund seiner Marktgröße Rechteinhaber durch eine Strategie der vollendeten Tatsachen enteignen zu können'.


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