Geld & Finanzen  07.07.2009

Insolvenzstatistik für Österreich

Der KSV hat die Wirtschaft in Österreich im ersten Halbjahr 2009 analysiert und das Ergebnis vorgelegt. 'Kreative Zerstörungsprozesse' nach Schumpeter seien da, aber nicht beängstigend, heißt es.

10% mehr Unternehmenspleiten seien zu melden, sagt der KSV1870 anläßlich der neuesten Zahlen zu den Insolvenzen in Österreich. Die betreffenden Schulden seien aber doppelt so hoch, fast genauso dramatisch muten die betroffenen Arbeitsplätze an (45% mehr).

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Dass seit 9 Monaten die Krise erwartet wird, aber nicht als 'schon da' empfunden wird, zeigt sich damit zwar irgendwo auch in den Zahlen, trotzdem gibt man beim KSV noch nicht Entwarnung. Ein Boden der Talfahrt könnte sich zwar bereits bilden, sicher ist das aber noch nicht.

Die Krise ist definitiv angekommen beim Export, mechanischer Fertigung und im Automobilbereich, rechnet der KSV vor. Andere Sektoren blieben verschont. Selbst der Tourismus ist mit einem Minus in der Entwicklung in keiner Krise, sondern nach einem Rekordjahr mit Einmaleffekten einfach wieder in der Normalität zurück. Im Dienstleistungssektor ist die Krise auch noch nicht angekommen.

Gesamt gab es 3471 Unternehmenspleiten zu vermelden, etwa 2 Mrd. Euro Passiva wurden angegeben. Niederösterreich und das Burgendland hatten weniger Unternehmenspleiten als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Am stärksten traf die Krise Salzburg und Oberösterreich. Wien hatte zwar nur knapp 7% mehr Insolvenzen, aber die Passiva waren mit 729 Mio. nach 243 Mio. im ersten Halbjahr deutlich größer.

Der KSV sieht das Gesamtjahr innerhalb seiner Prognosen und damit wenig dramatisch. Die Auslese, die die Krise in der Wirtschaft trifft, bringt gesunde Unternehmen stärker hervor.

Private Konkurse

Privatpersonen hingegen gehen weniger stark in die Insolvenz als angenommen, die starken Steigerungen der letzten Jahre sind vorbei. 'Nur' noch 7% beträgt das Wachstum hier. In Burgenland ist die Zunahme am größten, 38% mehr Privatkonkurse gab es hier. Am anderen Ende in Vorarlberg gab es hingegen 10% weniger Insolvenzen von Privatpersonen.

Bei der Insolvenzdichte, also den Konkursen pro Einwohner, liegt Wien vorne: 2,03 pro Tausend Wiener gingen im ersten Halbjahr insolvent. Nachbar Niederösterreich bot die beste Statistik mit einem Viertel (0,51) des Wertes, der Durchschnitt liegt bei der Hälfte (1,02).


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