Geld & Finanzen  18.10.2009

Afrika lockt Investoren

Spätestens seit dem geplantem Bau des riesigen Solarparks Desertec rückt Afrika trotz politischer Querelen, fehlender marktwirtschaftlicher Grundlagen und hoher Währungsrisiken verstärkt in den Blickpunkt ausländischer Investoren.

Dass der Kontinent trotz der Unwägbarkeiten für viele expandierende Unternehmen interessant bleibt, zeigt sich vor allem am Beispiel von China. Allein seit Mitte dieses Jahres haben staatliche und halbstaatliche Firmen in Afrika über 30 Mrd. Dollar unter anderem in Energie-, Buntmetall- sowie Edelmetall-Projekte investiert.

'Es kommt ganz darauf an, welche der 53 afrikanischen Staaten man betrachtet. Alle undifferenziert über einen Kamm zu scheren, wäre falsch. Die Börsen Afrikas haben eines mit denen in New York, London oder Frankfurt gemeinsam, sie sind verschieden', unterstreicht Heidi Schiller, Geschäftsführerin der KAÏTO Projekt GmbH. Die Expertin bezweifelt, dass viele Investoren in Projekte investieren, die am Ende den Afrikanern zu Gute kommen. Eher stehe vielerorts häufig einzig und allein die Generierung von lukrativen Gewinnausschüttungen im Vordergrund.

Wachstumschancen zum Trotz bleibt Afrika in politischer Hinsicht oft zurück. Dies hat bewirkt, dass selbst Regionen wie die aussichtsreiche Sub Sahara nur wenigste private Investoren anlocken. Doch nicht nur der Nachholbedarf in puncto westlicher Demokratiestandards schreckt Ausländer. Auch bewerten Finanzexperten die Aktienbörsen als 'nicht gerade billig', lässt sich Dirk Harbecke, Vorstandschef der Private-Equity-Firma ADC, vom Handelsblatt zitieren. 'Der Ausspruch, dass die Europäer die Uhr erfunden haben und die Afrikaner die Zeit, zeigt die Mentalitätsunterschiede', meint Schiller gegenüber pressetext.

Obwohl in den vergangenen Jahren in Afrika Aktien- und Terminbörsen entstanden sind, ist der Kapitalmarkt vielerorts unterentwickelt. Gefahren durch mangelnde Transparenz sowie nur wenig verlässliche Informationen lassen viele vor Investitionen zurückschrecken. Selbst wenn Afrika unter anderem auch für die Mobilfunkbranche einen boomenden Absatzmarkt darstellt, ging die Wirtschaftskrise nicht spurlos am Kontinent vorbei. Die Rohstoffpreise gerieten unter Druck. Fachleute gehen trotzdem davon aus, dass das Wirtschaftswachstum dieses Jahr 2,8 Prozent betragen wird. Die UN prognostiziert sogar 4,5 Prozent Wachstum.

Ob der Kontinent mit seinen illiquiden Finanzhandelsplätzen - mit Ausnahme der Börse in Südafrika - interessant bleibt, ist umstritten. Zertifikate haben in den vergangenen Monaten deutliche Kursgewinne erzielt. Das 'Afrika Top Ten Unlimited Indexzertifikat' der Commerzbank beispielsweise erreichte auf Jahressicht ein Plus von knapp 50 Prozent. Auch das 'Afrika Opportunity Index Strategie-Zertifikat' der Landesbank Berlin konnte immerhin um 35 Prozent zulegen, während das 'S-Box Africa Indexzertifikat' der Deutschen Bank nur gerade einmal 16 Prozent auf Jahressicht erreichen konnte.


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