Aktuell  02.04.2010

Größtes Schutzgebiet im Meer

Die britische Regierung hat rund um den Chagos-Archipel im Indischen Ozean das größte Meeresschutzgebiet der Welt eingerichtet. Fischerei ist dort künftig verboten.

Auf einer Fläche von 545.000 Quadratkilometer soll in Zukunft auch die kommerzielle Fischerei verboten werden, verkündete der britische Außenminister David Milibrand. Rund um die Schaffung dieses Schutzgebiets gibt es allerdings eine brisante Geschichte von Zwangsumsiedelung.

Die Chagos-Inseln, die zum British Indian Ocean Territory BIOT gehören, sind aber auch aus einem anderen Grund bekannt geworden. Denn die Briten haben die Insel Diego Garcia 1966 für 50 Jahre an die USA verpachtet, die hier einen der größten Militär-Stützpunkte errichtet haben. Dafür wurden die 2.000 Chagossians zwischen 1967 und 1971 zwangsübersiedelt. Der Zutritt in ihre alte Heimat wurde ihnen verboten.

Seit mehr als zehn Jahren kämpfen die Insulaner, die inzwischen auf Mauritius, den Seychellen und in Großbritannien leben, um das Recht wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Nach jahrelangen Rechtsverfahren entschied das Oberhaus in London im Oktober 2008, dass die Insulaner nicht mehr wieder auf ihre Inseln zurückkehren dürfen. Doch die Insulaner, die als Briten EU-Bürger sind, wollen sich nicht geschlagen geben und versuchen nun den Rechtsweg über den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Im November 2009 startete eine Gruppe von neun britischen Naturschutz- und Wissenschaftsorganisationen eine Kampagne zur Unterschutzstellung der Korallenriffe des Archipels. Für einige der Chagossians schließt die Unterschutzstellung eine Wiederbesiedelung der Inseln aus, denn die meisten Insulaner lebten vom Fischfang.

Von internationalen Meeresbiologen wurde der Artenreichtum des Chagos Archipels oft mit dem Großen Barriere Riff in Australien oder den ekuadorianischen Galapagos Inseln verglichen. Tatsächlich ist der Archipel das größte lebende Korallenriffsystem. Hier kommen mehr als 220 Korallenspezies und mehr als 1.000 verschiedenen Rifffischarten vor. Im Schutzgebiet wäre neben dem kommerziellen Fischfang auch der Abbau von Bodenschätzen verboten.

pte/red


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#Tierschutz #Meer #Artenschutz

Auch interessant!
Erde hat genug Bodenschätze für uns!
Bodenschätze wie Mineralien und andere Rohstoffe reichen aus, um unzählige weitere Generationen zu versor...

Bedrohung von Korallenriffen durch Meeresschnecke
Forscher der neuseeländischen Victoria University haben bei Feldstudien in Französisch Polynesien entdeck...

Fischbestand in Gefahr
Ohne fundamentale Neuordnung der weltweiten Fischerei droht 2050 der totale Kollaps der Meeresfischbestän...

Elefanten geschützt
Die gestern, Donnerstag, in Doha zu Ende gehende UN-Artenschutzkonferenz CITES hat bei Umweltgruppen zu ...

Seepferdchen legt 5.000 Kilometer zurück
Die epische Reise eines Seepferdchens hat faszinierte Forscher dazu veranlasst, im Fachmagazin Journal of...

Meere am Bildschirm erkunden
Google Earth hat ja schon bisher interessante Blicke auf unseren Planeten erlaubt. Die neue Version geht ...

Jahr des Delfins war enttäuschend
Das mit großem Mediengewitter eingeläutete 'UN-Jahr des Delfins 2007' ist aus der Sicht der Gesellschaft ...