Aktuell  31.05.2010

Ein Opel von Mercedes

'3 Tonner Opel-Blitz' und der Zusatz 'Nachbau Daimler-Benz' - so weist noch 1948 die Betriebsanleitung eines der merkwürdigsten Fahrzeuge aus, das der Stuttgarter Konzern je gebaut hat.

Der L 701, so der Name, ist ein Produkt des Zweiten Weltkrieges und wurde nach Aufnahme der zivilen Fertigung im Juni 1945 noch drei Jahre lang im Mannheimer Werk gebaut.

Der Opel Blitz hatte sich auch beim Militär einen Namen gemacht. Hohe Nutzlast und ausgezeichnete Geländeeigenschaften beeindrucken die Armee dermaßen, dass Rüstungsminister Speer entscheidet, in der Dreitonner-Klasse sei ausschließlich der Opel-Blitz zu bauen. Und zwar nicht nur im Opel-Werk Brandenburg, sondern auch bei Borgward und bei Daimler-Benz. 800 000 Reichsmark betrug die Pauschalvergütung an Opel beim Abschluss des Vertrages im Jahr 1942, der den Nachbau juristisch besiegelt.

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Bereits 1938 hatte Generaldirektor Wilhelm Kissel gefordert, 'einen Lkw mit der Ladefähigkeit von drei Tonnen zu schaffen, der an Gewicht ebenso leicht sein müsse wie der Opel Blitz und ebenso billig wie jener.' Doch fand sein Vorschlag im Daimler-Konzern nicht das für eine Renovierung des Lkw-Programms nötige Gehör. So blieb der hauseigene Dreitonner-Diesel zu schwer und behäbig. Er kommt bei 6,7 Tonnen Gesamtgewicht nur auf eine Nutzlast von 3,1 Tonnen.

Der Nachbau des von einem Benzin-Motor angetriebenen Opel Blitz, wie ihn das Werk Mannheim ab August 1944 fertigte, verfügt über 3,3 Tonnen Nutzlast und begnügt sich dafür mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 5,8 Tonnen. In Zeiten knappen Materials zudem besonders wichtig: Für das so genannte Kontingentgewicht von zwei Mercedes-Benz L 3000 ließen sich drei Opel Blitz herstellen.

Bis zum Zusammenbruch des Deutschen Reichs erreichte die Fertigung in rund einem halben Jahr insgesamt nur eine Stückzahl von 3500 Einheiten. Dennoch war Mannheim dann nur noch der einzige Lieferant des Opel Blitz, weil die Produktion im Werk Brandenburg bereits Anfang August 1944 nach einem Bombenangriff zum Erliegen kam und aus der geplanten Fertigung bei Borgward ebenfalls der Luftangriffe wegen nichts wurde.

Was Daimler-Benz aus Mannheim an die Wehrmacht liefert, ist der Nachbau des Opel Blitz mit eckigem Wehrmachts-Einheitsfahrerhaus aus Holzfaser-Hartplatte, das die ursprüngliche Opel-Stahlkabine längst abgelöst hat, um das knappe Metall zu sparen. Für die Wehrmachtsausführung von 1942, in der Daimler-Benz das Fahrzeug nun fertigte, hatte der seit 1930 gebaute Opel nur wenige Modifikationen erfahren: verstärkte Hinterachsfederung, ein Ölbad-Luftfilter für den Motor und eine von 55 kW / 75 PS auf 50 kW / 68 PS reduzierte Leistung, um den Drehmomentverlauf günstiger zu gestalten.

Der Kriegslage entsprechend hatte sich außerdem noch eine kleine, aber bemerkenswerte Änderung am ursprünglichen Blech-Fahrerhaus ergeben, bevor das Wehrmachts-Einheitsfahrerhaus an seine Stelle trat: Nachdem sich Partisanenangriffe bereits gehäuft hatten, erhielt der Opel-Blitz noch rasch ein erhöhtes Dach, damit die Besatzung auch mit aufgesetztem Stahlhelm fahren konnte.

1946 rollten in Mannheim insgesamt 1497 Einheiten des L 701 vom Band, während die Gaggenauer Produktion des 4,5-Tonners L 4500 gerade ein Mal 522 Einheiten erreichte. Im Jahr 1948 baut Mannheim 3803 Exemplare des L 701, Gaggenau kommt indes beim L 4500 auf eine Stückzahl von 884 Einheiten. Ab 1948 lieferte Opel auch wieder die ursprüngliche Stahlkabine, womit der L 701 gleich ein weitaus zivileres Gesicht erhält. Sein letztes Stündchen – da ist er insgesamt 10.300 Mal produziert – schlägt dennoch bereits im Jahr darauf.

ampnet/red


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#Opel #Mercedes #LKW #Oldtimer

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