Politik  12.07.2010

Schöne Politiker sind länger im Fernsehen

Je attraktiver ein Politiker aussieht, desto häufiger taucht er im Fernsehen auf. Das zeigen Forscher der Universität Haifa im 'International Journal of Press and Politics'.

'Sowohl die Medien als auch die Politik nutzen den Faktor Telegenität gezielt für eigene Interessen aus', bestätigt auch der Medienforscher Christian Moser vom Friedrich-Funder-Institut. Die israelischen Wissenschaftler analysierten, wie häufig die 120 Parlamentarier ihres Landes in drei verschiedenen Fernsehsendern erschienen. Das verglichen sie mit Einschätzungen zu deren Attraktivität, wofür man belgischen - und somit der Parteilichkeit unverdächtigen - Studenten die offiziellen Portraitfotos der Politiker vorlegte. Mehr als alle anderen Merkmale wie Alter, Amtsdauer oder politische Richtung erwies sich das Aussehen als wichtigster Faktor für häufiges Erscheinen am Bildschirm.

'Schon länger weiß man, dass Menschen lieber in Gesellschaft von körperlich attraktiven Menschen sind und diese auch als Person aufwerten. Journalisten verhalten sich nicht anders', so Studienleiter Yariv Tsfati. Allerdings erschienen die Politikerinnen seltener vor dem Bildschirm, obwohl sie insgesamt als attraktiver als ihre männlichen Kollegen eingeschätzt wurden. Bei ihnen hing das Ausmaß der Berichterstattung besonders deutlich von hoher Attraktivität ab. Ebenso mussten die weit eher als attraktiv bewerteten jungen Parlamentarier härter als die Alten um Medienpräsenz kämpfen.

'Die Politik will journalistischen Kriterien immer stärker entsprechen', erklärt Moser. Als Folge sei die Führungsriege der Parteien immer jünger. 'Dass eine 32-Jährige wie Kristina Schröder deutsche Familienministerin ist, war früher undenkbar. Es gab zwar Fälle wie Hannes Androsch und Karl-Heinz Grasser in Österreich, doch blieben diese strenge Ausnahmen.' Die politische Führung ist heute zwischen 35 und 45 Jahre alt, früher war es 50 bis 60. Heute undenkbar sei hingegen eine Angelobung zum Kanzler mit 73 Jahren wie etwa bei Konrad Adenauer.

Der Trend beschränkt sich nicht auf die Politik. Auch die Wirtschaft verjüngt sich, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, und sogar die Fußball-Nationalmannschaften vertrauen darauf. Die israelischen Forscher bezeichnen das Achtgeben auf das äußere körperliche Erscheinungsbild als zentrale Medienkompetenz. Dem Zwang entkommen nur wenige. 'Hässlichen Politikern sagt man Charakterstärke nach. Sie sind damit aber die Ausnahme, die die Regel bestätigt', so Moser.

pte


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#Medien #Politik

Auch interessant!
Gute Profilfotos für Social Networks
Wer vorteilhaft in Social Networks präsent sein will, braucht wirksame Portraits als Profilbild. Doch was...

Schöne Mitarbeiter finden
Die umstrittene Online-Singlebörse BeautifulPeople öffnet nun auch ihre Pforten für Arbeitgeber. Der kost...

Kleinparteien - wo sind sie?
Dass ein Geldgeber wie Stronach einer neuen Partei zu Bedeutung verhelfen kann, zeigt sich gerade. Doch w...

Globalisierungsgegner sind Rassisten
Und wer die Gleichung nicht versteht ist ein Weichei. Letztere sind außerdem die größte Gefahr für Gesell...

Uni-Volksbegehren durch Androsch?
Hannes Androsch ist Industrieller und vor Allem auch engagierter Ex-Politiker. Sein offenes Ohr für Polit...

Berlusconi werfen
Eine Werbekampagne gegen den Premier von Italien: Werfen sie hier Berlusconi olympisch aus dem G8-Gipfel....

Piratenpartei verliert Gründer
Florian Hufsky ist Mittwoch mit 23 Jahren unerwartet verstorben. Der Künstler und Aktivist gründete die P...

Politiker-Blogs uninteressant
Blogs besitzen inzwischen einen Bekanntheitsgrad von über 80 Prozent in der Internet-Gesamtnutzerschaft. ...

Parteien erhalten 300 Mio. Euro
Die intransparente Politikförderung ist wenig nachvollziehbar, dafür um so üppiger. Politologe Hubert Sic...