Leben und Psyche  19.07.2010

HIV-Impfung soll kommen

Künftig wird es möglich sein, sich durch eine Impfung vor der Ansteckung mit dem HI-Virus zu schützen. Das stellen führende Aidsforscher auf der internationalen Aids-Konferenz, die diese Woche in Wien stattfindet, in Aussicht.

'Im vergangenen Jahr wurden wesentliche Fortschritte auf dem Gebiet erzielt. Die Epidemie Aids kann langfristig ohne einer geänderten Strategie der Bekämpfung nicht ausgerottet werden. Dazu ist eine Impfung unverzichtbar', betont Peter Piot, Direktor des Institue of Global Health am Imperial College London heute, Montag, in Wien.

Bescheidene Erfolge, große Ziele
'Ziel ist, gegen die HIV-Infektion eine Impfung zu entwickeln, die so wie jene gegen Pocken funktioniert', erklärt Alan Bernstein, Executive Director der Global HIV Vaccine Enterprise, gegenüber pressetext. In einer thailändischen Studie konnte ein Präparat erstmals das Ansteckungsrisiko kurzfristig um 60 Prozent, langfristig um 30 Prozent senken. 'Das ist noch kein befriedigendes Ergebnis, doch ein erster Erfolg. Ziel muss sein, eine 100 prozentige Immunität zu erreichen', so der Experte.

Auch weitere Erfolge lassen die Experten von einer 'Renaissance der HIV-Impfforschung' sprechen, die derzeit im Gange sei. So konnten Antikörper isoliert werden, die mehrere Versionen des HI-Virus neutralisieren. Die Forscher entschlüsselten auch die Rolle der Schleimhaut in der Blockierung des Virus. 'Wir haben jedoch damit aufgehört, zu sagen in wieviel Jahren ein darauf basierendes Impfpräparat auf den Markt kommen kann. Es braucht noch viele Anstrengungen', relativiert Seth Berkeley, Leiter der International AIDS Vaccine Initiative die Hoffnungen.

Schutz für Gesunde mit hohem Risiko
Profitieren würden von der Impfung vor allem Menschen, die aufgrund ihres Lebensstils zur Hochrisikogruppe für eine HIV-Infektion zählen, betont Bernstein im Gespräch mit pressetext. 'Dazu gehören etwa Sexarbeiterinnen, Männer, die Sex mit Männern haben, Menschen in Afrika südlich der Sahara sowie Kinder von Müttern, die Virusträger sind.'

Für breite Bevölkerungsgruppen ist eine derartige Maßnahme allerdings nicht sinnvoll. 'Das Ansteckungsrisiko ist in Europa sehr gering. Hier sind andere Schutzmaßnahmen wie die Verwendung von Kondomen oder von sauberen Injektionsnadeln weit effektiver', so Bernstein. Da die Impfung nur eine Vorsorgemaßnahme ist, hilft sie Menschen, die bereits das HI-Virus tragen, nicht.

Grundlagen fehlen noch
'Das größte Problem, das der Umsetzung einer derartigen Impfung im Weg steht, ist das noch fehlende Verständnis der Mechanismen, die Menschen vor einer HIV-Infektion schützen', erklärt Margaret Johnson, Leiterin des Impfprogramms am US-amerikanischen National Institutes of Health http://health.nih.gov , im pressetext-Interview. So gibt es Menschen, die eine Immunität gegen das Virus entwickelt haben, doch versteht man bisher nicht, auf welche Weise dies geschieht.

Eine zweite große Herausforderung stellt die Veränderlichkeit des HI-Virus dar. 'Es ändert sein Erscheinungsbild sehr schnell und tritt in verschiedener Weise auf, weshalb man seine in Afrika auftretenden Varianten wahrscheinlich nicht in derselben Weise vorbeugen kann wie in Europa', so Johnson weiter. Als weiteres wichtiges Hindernis sieht die US-Expertin die geringen finanziellen Ressourcen und auch fehlenden politischen Willen, um die Forschung entsprechend voranzutreiben.

pte


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#HIV #Aids

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