Mobile-Web  14.12.2010

Netzneutralität im Mobile Internet

Große Mobilfunker in Europa fordern erneut Zahlungen von Internet-Diensten, weil deren Daten über die Leitungen zum Kunden geschickt würden. Die Forderung entspricht dem Gegenteil des freien Internet wie es heute existiert.

Die großen europäischen Handynetzbetreiber France Telekom/Orange, Telecom Italia und Vodafone haben Unternehmen wie Facebook, Apple und Google aufgefordert, künftig einen Teil der Kosten des rapiden Anstiegs der mobilen Internetnutzung zu tragen, berichtet der britische Guardian. Schließlich sind es gerade die Dienste dieser Unternehmen, die für steigenden Datenmengen verantwortlich seien, so die Begründung. Von der Gegenseite ist jedoch mit heftigem Widerstand zur rechnen.

Die Forderung widerspricht schließlich dem Prinzip der Netzneutralität: Unternehmen, die Datennetze anbieten, sollen anderen Firmen nichts für die Daten verrechnen, die über die Netze verbreitet werden. Die Handynetzbetrieber geraten jedoch ihrerseits immer stärker unter Druck. Mittels unterschiedlicher Software ist es für Nutzer mittlerweile einfach, die Datenkapazitäten der Anbieter je nach Aufenthaltsort zu vergleichen. Die Konkurrenz zwingt die Unternehmen dadurch stetig zu neuen Investitionen in die Infrastruktur.

Die scheinbar falsche Kalkulation der Telekom-Unternehmen führt nun zu Geld-Forderungen an der anderen Seite der Wertschöpfungskette. Immer wieder wurde versucht, hier neue Einnahmequellen zu erschließen. Dass damit das Ende der Innovationskraft junger Unternehmen im Web manifestiert wäre, ist klar. Und auch insgesamt wäre das Internet mit einer Ungleichbehandlung der Inhalte in dieser Art schnell am Ende: Wenn einmal je nach Datenart unterschiedlich abgerechnet werden kann, wird das auch beim User gemacht. Und der darf dann nach 1000 Frei-eMails womöglich zahlen wie bei den SMS - von Video-Downloads ganz zu schweigen...

pte/red


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#Internet #Web #Netzneutralität #Mobile Internet

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