Review  03.01.2011

'Immer Drama um Tamara' Filmkritik

Gemma Arterton alias Tamara Drewe verdreht in der idyllischen englischen Provinz allen Männern den Kopf. Bissig-witzige Soap Opera in Filmformat mit glänzend gezeichneten und gespielten Charakteren.

Tamara Drewe (Gemma Arterton) war einst als hübsches Mädchen mit großem Zinken von ihrem Heimatort Ewedown im ländlichen England nach London gezogen. Jahre später, kommt sie als heißer Feger mit chirurgisch verkleinerter Nase und einer Karriere als Kolumnistin zurück - und löst damit eine Kettenreaktion an romantischen und erotischen Verwirrungen aus. Zum einen gibt es da den selbstgefälligen Bestsellerautor Nicholas Hardiment (Roger Allam), der seine fürsorgliche und immerwährend backende Frau Beth (Tamsin Greig) sowieso nach Strich und Faden hintergeht, aber in der einst verschmähten Tamara seine neue Leidenschaft sieht. Genauso fasziniert ist der Gärtner Andy (Luke Evans), der mit Tamara zu Schulzeiten eine Affäre hatte, sie dann aber sitzen lies. Doch Tamara interessiert sich voerst für keinen von beiden und verlobt sich erst einmal mit Ben (Dominic Cooper), dem pseudo-coolen Drummer einer angesagten Rockband.



Ben jedoch wird heiß und innig von der 15-jährigen Jody (Jessica Barden) verehrt, die mit ihrer Freundin Casey (Charlotte Christie) alles daran setzt, Ben und Tamara zu entzweien. Und dann wäre da noch der amerikanische Schriftsteller Glen (Bill Camp), der seit einiger Zeit in Nicholas und Beths Landhaus wohnt, um in der Idylle Inspiration für eine wissenschaftliche Abhandlung zu finden. Er interessiert sich zwar nicht für Tamara, aber immer mehr für Beths Koch- und Musen-Qualitäten. Eine kleine Weile werden die gegenseitigen Gelüste im Geheimen gehegt, doch dann bringt eine gefälschte Email das amouröse Gleichgewicht gefährlich ins Wanken.

Die große Abrechnung

Man möchte eintauchen in diese immerwährend blühenden, satten Landschaften, die man aus Rosamunde Pilcher- und Jane Austen-Verfilmungen kennt. Liebe, Sehnsucht und Romantik versprechen sie – und sind diesmal doch der kontrastierende Hintergrund zu einer witzigen und bösen Abrechung mit der ländlich-schmalzigen Liebesgeschichten-Industrie.

Im Zentrum des Films steht eigentlich nicht eine Geschichte, sondern die Charaktere: Die mit neuer Nase und neuem Selbstbewusstsein 'wiedergeborene' Tamara, die lustvoll ihre Reize austestet. Der großspurige und schmierige Bestseller-Autor, der mit furchtbar schlecht gespieltem Understatement seine Gäste unterhält. Die in die Jahre gekommene, perfekte Hausfrau, die sich der Förderung inspirationsbedürftiger Schriftsteller verschrieben hat. Der herzensgute, bodenständige Gärtner, der eine dauerhafte Affäre mit der Kellnerin des Pubs unterhält, sich aber eigentlich nach der großen Liebe verzehrt. Und der zwar gebildet und intelligent wirkende, aber doch etwas plumpe Amerikaner, der sich im ländlichen England im Paradies wähnt und von Beths selbstgebackenen Keksen schon einen Orgasmus bekommen könnte.

Immer Drama um Tamara Filmbilder

Links & Fotos zum Text...



Links & Fotos zum Text...



Links & Fotos zum Text...



Links & Fotos zum Text...



Links & Fotos zum Text...



Links & Fotos zum Text...



Sie alle bevölkern das pitoresque Schriftsteller-Refugium der Familie Hardiment, das schon von Beginn des Films an an der überschwenglichen Libido des Hausherrn Nicholas zu zerbrechen droht. Und da ist Tamara noch nicht einmal in der Stadt. Doch die Vielzahl der Handlungsstränge und Liebesmöglichkeiten hat auch ihre Nachteile. Im Mittelteil verliert der Film in der Ausarbeitung aller amourösen Verknüpfungen zeitweise gänzlich den Fokus. Es ist zwar nett, an sämtlichen Verwicklungen teilzunehmen, aber man fragt sich dann doch irgendwann, was einem jetzt eigentlich hier erzählt werden soll - abgesehen vom großen Liebes-Chaos. Die Soap-Opera-artige Struktur des Films ist allerdings nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass das der Film auf einer Comic-Serie basiert, doch auch das Wissen darüber hilft einem nicht über die gelegentlichen Spannungslöcher hinweg.

Die eigentlichen Stars

Sehr wohl helfen jedoch die charmanten Figurenzeichnungen und die Darsteller: zum Beispiel der durchaus sehenswerte Shootingstar Gemma Arterton, der zugleich sexy und selbstironisch eine sehr sympathische Hauptfigur abgibt, die vielen wunderbaren Charaktere der lüsternen Alten, und vor allem die beiden eigentlichen Stars des Films: die zwei gleichermaßen gelangweilten wie draufgängerischen Teenager Jody und Casey, die mit ihrem Wortwitz und ihren berührend-witzigen und herzerfrischend authentischen Schwärmereien dem Film erst den richtigen Glanz verleihen.

Offizielle Webseite

So hat der Regisseur Stephen Frears ('Die Queen') mal wieder etwas richtig Sehenswertes abgeliefert. Immer Drama um Tamara ist in schöner Ausklang aus dem Kinojahr 2010, der mit einem herrlich bösen Ende aufwartet.

Kinostart Österreich: 30. Dezember 2010

Carolin Färber / filmtauchgaenge.at | www


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#Filmkritik #Gemma Arterton #Dominic Cooper #Luke Evans

Auch interessant!
Luke Evans spielt 'Dracula'
Luke Evans (Der Hobbit) wird demnächst in 'Dracula' von Universal Pictures zu sehen sein, berichtet The H...

'Girls Night' Pink Edition Filme von Sony
Sony Pictures Home Entertainment präsentiert Anfang Oktober mit der Katalog-Aktion 'Girls Night' ein paar...

Es war einmal ein Drummer...
...der spielte in einer Band. Doch so richtig passte er nicht in das harmonische Bild der restlichen Musi...

'8th Wonderland' Filmkritik
Im Kampf für eine bessere Realität mischt sich ein virtueller Staat ins weltpolitische Geschehen ein. Ei...

'Der Auftragslover' Filmkritik
Ein professioneller Verführer sabotiert nach Kräften die Hochzeit von Vanessa Paradis. In dieser romantis...

'Small World' Filmkritik
Die wiederkehrenden Jugenderinnerungen eines senilen Mannes drohen die Geheimnisse einer reichen Familie ...

'Machete' Filmkritik
Er ist blutig, er ist brutal, er ist gnadenlos. Aber man hat schon weitaus Schlimmeres gesehen. Robert Ro...

'David wants to fly' Filmkritik
David Sieveking hat ehrliches Interesse an der 'Transzendentalen Meditation', die ihm sein Idol David Lyn...

'Ich sehe den Mann deiner Träume' Filmkritik
Abwechslungsreich und innovativ mag er nicht unbedingt sein, aber Woody Allen gelingt es trotz allem imme...

'Kottan ermittelt - Rien ne va plus' Filmkritik
Was zu Beginn das Fernsehpublikum aufbrachte und sich dann zum Kult entwickelte, erfährt nun, 26 Jahre na...