Fernsehen  17.01.2011

Schwarz auf Weiß

Deutschlands berühmtester Undercover-Journalist legt hier eine entlarvende, erschreckende Realsatire vor, indem er als schwarzer Migrant durch die Republik reist und dabei nicht die besten Erfahrungen macht.

Günter Wallraffs Recherchemethoden sind berühmt: Unter dem Pseudonym Hans Esser arbeitete er 1977 in der Lokalredaktion der 'Bild' und veröffentlichte seine Erfahrungen in dem Buch 'Der Aufmacher'. Wallraff gab sich als türkischer Gastarbeiter aus und schrieb darüber das Buch 'Ganz unten'. Er ermittelte im Milieu von Callcentern, Großbäckereien, der Deutschen Bahn und unter Obdachlosen.

In 'Schwarz auf Weiß' zieht Wallraff als Kwami Ogonno mit Perücke, Make-Up und versteckter Kamera los. Schnell lernt er, was es heißt, die falsche Hautfarbe zu haben. Er sähe aus wie 'der Heidi Klum ihrer' ist noch eine der charmanteren Bemerkungen. Der schwarze Mann im auffallend gemusterten Hemd trifft zumeist auf 'bildungsferne Schichten', muss sich mit den Vorurteilen von nationalistisch gesinnten Fußballfans, spießigen Kleingärtnern oder Dauercampern auseinandersetzen. Manchmal wird ihm direkt bedeutet, er sein unerwünscht, manchmal durch die Blume.

'Jede Gesellschaft lässt sich daran messen, wie sie auf Fremde reagiert', sagt Wallraff vor der Begegnung mit dem alltäglichen Rassismus und endet nach einem Jahr mit der Feststellung: 'Man wird fast ausschließlich über seine Hautfarbe definiert.' Resultat seiner Reise: Das Fremde verstört, macht Angst, weckt Aggression. 'Zu Gast bei Freunden' hatte man sich in Deutschland mal anders vorgestellt.

arte, 25.01.2011, 20.15 - 21.35


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