Aktuell  22.03.2011

Verstrahlung der Meerestiere

Die Katastrophe in Japan hat nicht nur auf den Menschen erhebliche Auswirkungen. Insbesondere die Reaktorstrahlung macht den Meeresbewohnern zu schaffen.

Verstrahltes Jod gibt es mittlerweile auch im Leitungswasser des 200 Kilometer südwestlich gelegenen Tokio. Auch das Meer vor dem Reaktor - der pazifische Ozean - hat seinen Teil von der Strahlung abbekommen. Obwohl das Wasser hier rasch eine Verdünnung bewirken werde, könnten auch hier Meeresorganismen betroffen sein.

'Möglich ist, dass verstrahltes Plankton von Fischen verzehrt wird und somit in die Nahrungskette gelangt', spekuliert Werner Kirchinger, Nuklearmediziner am Institut für Strahlenschutz des Helmholz Zentrums München. Ein russisches Forschungsschiff geht dieser Frage derzeit nach, darüber hinaus werden Produkte aus dem Meer Stichproben unterzogen.

Laut Informationen der IAEA überlegt Japan, den Verkauf von Nahrung nahe der Unglücksreaktoren zu verbieten. Bestimmte Lebensmittel nehmen Radioaktivität besonders stark auf, erklärt Kirchinger. 'Betroffen sind vor allem Blattspinat und Zwiebel, jedoch auch bei Kühen der Region ließ sich bereits radioaktives Jod und Cäsium feststellen.' Dass die kontaminierte Nahrung weggeworfen wird, sei jedoch unwahrscheinlich. 'Angesichts der derzeitigen Knappheit an Nahrungsmittel in Japan heißt die Wahl in manchen Regionen: Verhungern oder verstrahlt werden. Viele werden sich für das kleinere Übel entscheiden.' Radioaktives Jod zerfällt relativ rasch aufgrund der kurzen Halbwertszeit von rund acht Tagen. Nach dem Verzehr kann es sich jedoch in der Schilddrüse ansammeln, wodurch das Risiko für Schilddrüsenkrebs steigt. 'Geringen Schutz haben die Japaner immerhin dadurch, dass sie viel Fisch und Algen verzehren, die beide viel Jod enthalten. Ihre Schilddrüse ist somit bereits mit 'gutem' Jod angereichert', schätzt der Nuklearmediziner.

pte/red


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