Meinung  28.03.2011

Krieg statt Standortpolitik?

In Japan hört man schon von einer bevorstehenden Boom-Zeit, schließlich gibt es durch den Wiederaufbau für die Wirtschaft belebende Momente. Ähnlich wird auch das Wirtschaftswunder hier nach dem Weltkrieg eingeordnet.

Kann diese alte Weisheit aber bestehen bleiben? Logisch betrachtet richtet die Katastrophe wie der Krieg Schaden an der Volkswirtschaft an - Ressourcen werden vernichtet, hier wie dort. Und um sie wieder zu erhalten braucht es Geld und Arbeitsleistung, die anderswo fehlt oder neue Schulden bringt.

Wo ist also der Stimulus, der den Wohlstand bringt? In den neuen Schulden, die auf den Schultern kommender Generationen lasten? Der Schuldenminderung durch Inflation, die dann kommt? Oder in der steigenden Produktivität, die neue Ressoucen bringen?

Konsequent weiter gedacht müssten wir in der Krise eigentlich nur ausreichend Werte vernichten, um die Krise zu überwinden. Statt der Bankenrettung und der Krisenabwehr wären wir vor zwei Jahren dann besser beraten gewesen, mit etwas Dynamit durch das Land zu ziehen. Die Logik sagt uns, dass das nicht sein kann.

Eher aber holt ein Ereignis wie ein Krieg oder eine Naturkatastrophe die Menschen vom hohen Ross. Reformen und Einschnitte, die wir heute nicht durchbringen, kann man angesichts enormer Schäden im Land dann doch argumentieren - und muss es dann auch. Das ist Standortpolitik, die in solchen Situationen endlich greift und Wirtschaften wieder wirtschaftlich macht. Der Boom kommt nicht von der Zerstörung sondern ihrer reinigenden Wirkung auf unser Denken und Handeln.

Und wenn wir einen Boom hatten, dann deshalb, weil unsere Länder sich wirtschaftlich gut aufstellen konnten, ohne Ballast mitzuschleppen. Ballast, den unsere Wohlstandsgesellschaften gerade groß anhäufen - mögen wir hoffen, dass wir keine radikalen exogenen Ereignisse brauchen, um uns auf die wahren Erfolgsbringer zu konzentrieren: Gesunde Politik zum Vorteil des Standortes im Wettbewerb. Die teuren Wahlzuckerl werden uns nicht weiter bringen...


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