Review  29.03.2011

'Gnomeo und Julia' Filmkritik

Die Neuinterpretation des William Shakespeare Klassikers in animierten Zwergenformat aus dem Hause Disney verwandelt die tragische Geschichte in eine Komödie – eine nette Idee, nur leider nicht so witzig wie erwartet.

Im idyllischen Vorort Stratford-upon-Avon sind Frau Montague und Herr Capulet erbitterte Rivalen, wenn es darum geht, wer den schönsten Garten hat. Doch nicht nur die Nachbarn liegen im Clinch, auch unter ihren Gartenzwergen herrscht seit Jahren eine Fehde. An vorderster Front, wenn mal wieder eines der gefährlichen Rasenmäherrennen ansteht, stellen Gnomeo, Sohn der Gräfin Blaublut, und Tybalt, der Neffe von Graf Zinnoberrot, ihr Können unter Beweis.

Gewinnspiel

Als Tybalt mit unfairen Mitteln kämpft, plant Gnomeo mit seinem besten Freund Benny eine Racheaktion. Maskiert begeben sie sich in den Garten der Roten, doch ihr Vorhaben scheitert und auf seiner Flucht landet Gnomeo in einem verwilderten Garten. Dort begegnet er Julia, der Tochter des roten Grafen. Auch diese ist incognito und auf einer Mission. Julia hat sich heimlich davon geschlichen, um ihrem beschützenden Vater zu beweisen, dass auch sie etwas zur Verschönerung des heimischen Gartens beitragen kann. Ihr Ziel ist eine Orchidee, die sich in dem Gewächshaus dieses verlassenen Gartens befindet.

Trailer

Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Julia und Gnomeo aufeinandertreffen. Doch bald müssen sie erkennen, dass ihr Herz für den Erzfeind schlägt. Das hält die beiden aber nicht davon ab, sich weiterhin heimlich zu treffen, vor allem nachdem sie die traurige Geschichte ihres neuen Freundes, des pinkfarbenen Flamingo Featherstone, hören, der vor langer Zeit seine große Liebe durch einen Streit seiner Besitzer verloren hat. Doch als Tybalt bei einem Rennen gegen Gnomeo ums Leben kommt, eskaliert die Fehde zwischen den Roten und den Blauen endgültig. Bald schon sind alle Zwerge und vor allem Julia in großer Gefahr.

Karten verspielt

Es ist immer schade, wenn ein Film nicht mehr zu bieten hat als sein Trailer, wenn man seine besten Momente schon im Vorfeld gesehen hat und er dann mit keinen weiteren Höhepunkten aufwartet. Leider ist das bei 'Gnomeo und Julia' der Fall. So vielversprechend der Trailer auch ist, der Film kann dieses Versprechen nicht halten, weil nahezu all seine guten Karten schon im Vorfeld ausgespielt wurden. Das führt vor allem dazu, dass er einiges an Komik einbüsst, weil man die witzigsten Momente schon gesehen hat und kaum neue angeboten werden.

Dabei sollte der Film gerade dieses Ziel erfüllen, handelt es sich doch trotz tragischer Shakespeare-Vorlage, ganz in Disney-Manier, um eine kindergerechte Komödie inklusive Happy-End. Da von Beginn an schon klar ist, dass die Geschichte in diesem Fall ein positives Ende nehmen wird, bleibt kaum mehr Spielraum für Überraschungsmomente. Auch wenn die Macher einen solchen krampfhaft konstruieren wollen, indem sie Shakespeare als Statue auftreten lassen und dieser Gnomeo ein böses Ende prophezeiht. Witz und Charme sind in so einem Fall durchaus geeignet, um der mangelnden Spannung entgegenzuwirken.

Bilder zum Film

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Kratzen an der Oberfläche

Das will allerdings nicht so recht gelingen, denn auch der Charme der Figuren lässt zu wünschen übrig. Abseits des Liebespaares, das im Zentrum steht, hat der Film kaum interessante Figuren vorzuweisen. Das betrifft nicht nur die anderen Gartenzwerge, auch der dümmliche Hirsch Faun oder die überdrehte Froschdame Nanette geben dem Geschehen zwar ein paar amüsante Momente, sind aber ansonsten nur wenig ansprechend. Etwas unterhaltsamer ist da schon der pinke Plastikflamingo, der Gnomeo und Julia dazu ermutigt, ihren Gefühlen trotz ihrer Herkunft zu folgen.

Offizielle WebsiteFilmkritiken auf filmtauchgaenge.at

'Gnomeo und Julia' hat zwar seine guten Momente und auch die entzückend aussehenden Gartenzwerge werden so manch einem Freude bereiten. Was jedoch die Charakterisierung derselben betrifft, wird hier nur an der Oberfläche gekratzt – eigenartig, dass das keinem der unzähligen Drehbuchautoren, die hier mitgewirkt haben, aufgefallen ist.

Kinostart Österreich: 24. März 2011

Alexandra Cech / filmtauchgaenge.at | www


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