Aktuell  05.10.2011

Söhne der Zebrafinken

Forscher der Universität Zürich haben in Zusammenarbeit mit australischen Kollegen herausgefunden, dass die aus Seitensprüngen resultierenden Söhne von Zebrafinken-Weibchen sexuell anziehender sind als innerhalb der Paarbindung gezeugte Tiere.

Der Grund dafür liegt nicht wie bisher angenommen in der genetischen Überlegenheit der ungebundenen Männchen. 'Ausschlaggebend ist die Anfangsinvestition der Mutter in die Eier. Diese nimmt mit der Zeit ab. Das erste Ei erhält die meisten Ressourcen', erklärt Barbara Tschirren von der Universität Zürich gegenüber pressetext.

Vögel leben oft in Paarbindungen. 'Lange Zeit galten sie deshalb als Beispiel für Monogamie im Tierreich. Es stellt sich allerdings heraus, dass bei 80 Prozent Seitensprünge auf der Tagesordnung stehen', sagt Tschirren. Bisher haben Forscher angenommen, dass sich Weibchen für ihre Seitensprünge besonders attraktive Männchen aussuchen, um ihrem Nachwuchs einen genetischen Vorteil zu verschaffen. Das stellt sich jetzt als Irrtum heraus. Zwischen den Gatten der Weibchen und ihren Seitensprungpartnern gab es bei den untersuchten Zebrafinken in puncto Attraktivität keinen Unterschied.

Trotzdem war bei den außerhalb der Paarbindung gezeugten Söhnen der Federschmuck stärker ausgeprägt, was sie zu attraktiveren Partnern macht. Der Grund für die Unterschiede liegt in der Befruchtungsreihenfolge der Eier. Die Weibchen investieren deutlich mehr Nährstoffe und Hormone in die Ersten Eier. Die Investition nimmt mit späterer Befruchtung kontinuierlich ab. Das macht auch Evolutionstechnisch Sinn, da die frühen Eier größere Überlebenschancen haben. Warum die Seitensprung-Männchen es schaffen, die Eier früher zu befruchten, ist noch ungeklärt. 'Wir vermuten, dass es sich um Spermienkonkurrenz handelt', erzählt Tschirren.

Die Zürcher Forscher werden den Prozess noch genauer untersuchen. Momentan vermuten sie, dass die Seitensprung-Männchen möglicherweise schnelleres Sperma haben. 'Ein hoher Testosteronspiegel beeinflusst bei Vogelmännchen die Nachwuchs-Fütterungsrate negativ', erklärt Tschirren. Für Paarbindungen weniger geeignete Männchen könnten sich als Seitensprungpartner also gegen die mit weniger Testosteron ausgestatteten Bindungsteilnehmer durchsetzen. Die Erkenntnisse sind übrigens nicht auf Vögel beschränkt. 'Grundsätzlich sind die Ergebnisse für alle Arten, die nicht genetisch monogam sind, relevant. Bei Säugetieren ist die Sache aber viel komplizierter als bei eierlegenden Tieren', sagt Tschirren.

pte


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