Social Web  14.03.2012

China zensiert Social Networks

Die chinesische Regierung hat anscheinend genug von den zunehmend frecher werdenden Kommentaren in den nationalen sozialen Netzwerken.

Ab dem 16. März sind deshalb keine anonymen Accounts mehr möglich. Online-Profile mit großer Gefolgschaft müssen künftig zudem von den Betreibern der Medien inhaltlich geprüft werden. Die automatische Löschung von Postings bleibt ebenfalls in Kraft. Trotzdem finden kreative Chinesen immer wieder Wege, der Online-Zensur ein Schnippchen zu schlagen, berichtet die New York Times. Vor allem das Ersetzen gefährlicher Begriffe durch ähnlich klingende Wörter ist sehr beliebt.

'Schon vor 20 oder 30 Jahren haben findige Journalisten in Printmedien Wege gefunden, Kritik an der Regierung zu äußern, indem sie Codewörter verwendet haben. Alle wussten, was gemeint war, trotzdem waren die Aussagen vage genug, um eine Verhaftung zu vermeiden. Die Chinesen sind sehr geübt in der Kunst der versteckten Kritik. Die Sprache ist gut geeignet für solche Wortspiele', sagt Barbara Trionfi vom internationalen Presseinstitut (IPI).

Das Verstecken von Kritik wird künftig wieder größere Bedeutung erlangen. Kurzzeitig hat es zwar so ausgesehen, als ob die sozialen Medien eine neue Ära der freien Meinungsäußerung einleiten, inzwischen hat die Regierung aber Gegenmaßnahmen gestartet. Laut einer Studie der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, für die 70 Mio. Postings analysiert wurden, werden inzwischen mehr als 16 Prozent der Mitteilungen in Chinas Social Media gelöscht. Beinahe 300 verschiedene Begriffe triggern der Untersuchung zufolge den automatischen Content Filter der Regierung.

pte/red


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#Zensur #Redefreiheit #China #Social Networks

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