Aktuell  08.09.2012

Geld oder Familie?

In Krisenzeiten verlassen sich Reiche auf Geld, weniger Betuchte hingegen auf Familie und Freunde. Das hat das Team um den Psychologen Paul Piff von der University of California in Berkeley ermittelt.

'In Zeiten der Unsicherheit erleben wir eine dramatische Polarisierung: Die Reichen halten an ihrem erreichten Reichtum fest und Arme verbringen mehr Zeit mit der Familie und den geliebten Menschen', sagt Piff.

Sobald Menschen aus unterschiedlichem sozio-ökonomischen Hintergrund mit einer wirtschaftlichen Rezession, politischer Instabilität oder Naturkatastrophen konfrontiert sind, benehmen sie sich sehr unterschiedlich. Die Versuchspersonen wurden zunächst auf ihre soziale Herkunft hin analysiert. Man fragte sie, ob sie für einen guten Job ihre Freunde und Familie hinter sich lassen würden. Die Teilnehmer aus höheren sozialen Schichten bejahten diese Frage, während Menschen aus niedrigeren Schichten ihr soziales Umfeld wegen besserer Jobaussichten nicht verlassen würden.

Reiche Menschen könnten in einen Teufelskreis geraten, befürchten die Experten. Je mehr Geld und materielle Güter jemand besitzt, desto stärker sei die Angst, diese wieder zu verlieren, so Hausdorf. Besitz verpflichte - dies könne dazu führen, dass soziale Kontakte oberflächlich werden und Geld zum Hauptthema im Leben wird.

'Es dreht sich vieles darum, das Erreichte zu erhalten und zu mehren. Schafft man es jedoch, das Materielle nicht zum Lebensmittelpunkt werden zu lassen, dann kann sich auch eine tiefere soziale Beziehung entwickeln.' Menschliche Nähe ist Reichen ebenso wichtig, jedoch können sich manche aus diesem Teufelskreis nur schwer befreien.

Menschen aus der Unterschicht haben dagegen weniger Möglichkeiten, ihre Probleme durch Geld erträglicher zu gestalten oder sogar abzuwenden. Somit bedienen sie sich sozialer Möglichkeiten. Es sei auch in manchen Situationen hilfreich, einfach nur Dampf abzulassen.

pte/red


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