Geld & Finanzen  15.09.2012

12,8 Bio. Dollar

Das sind die Kosten der Finanzkrise für die USA, hat eine unabhängige Studie berechnet. Die zeigt aber auch andere interessante Erkenntnisse über Banken und Staaten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Non-Profit-Organisation Better Markets, die sich für eine Regulierung des US-Bankensektors einsetzt. Diese Summe sei sogar noch 'sehr konservativ', so die Studienautoren. Die Untersuchung wurde anlässlich des vierten Jahrestags der Lehman-Brothers-Pleite vorgestellt und soll das oft von Banken vorgebrachte Argument, eine Regulierung der Finanzmärkte verursache zu hohe Kosten, entkräften.

In der von Better Markets errechneten Schadenssumme enthalten sind bisher erlittene Einbußen beim Bruttoinlandsprodukt sowie auf Modellrechnungen basierende zukünftige negative Auswirkungen auf die US-Wirtschaftsleistung bis 2018. Diese beiden Faktoren führen zu Verlusten im Wert von 7,6 Bio. Dollar. Die restlichen 5,2 Bio. Dollar ergeben sich aus Simulationen für die durch Gegenmaßnahmen der Fed - Zinssenkungen, Staatsanleihenkäufe und Notkredite - verhinderten Verluste für die US-Wirtschaft. Die Rechnung basiert also teilweise auf Annahmen, die Größenordnung dürfte aber wohl in die richtige Richtung weisen.

Die elf Bio. Dollar, um die sich das Vermögen der US-Privathaushalte verringert hat und ein bis zu acht Bio. Dollar großes Loch im US-Staatshaushalt zwischen 2008 und 2018 sind in der Rechnung nicht enthalten, obwohl sie direkte Folgen der Krise sind. Auch die direkten Gegenmaßnahmen der Regierung sowie die Kosten die durch 'menschliches Leid' verursacht werden, sind laut den Studienautoren noch nicht miteinberechnet.

Die Banken in den USA warnen ständig vor einer Regulierung der Finanzmärkte. Eine oft zitierte Schätzung geht beispielsweise davon aus, dass die von Präsident Obama angedachte Einführung der Volcker-Regel, die Banken Spekulationen auf eigene Rechnung verbietet, die Banken 315 Mrd. Dollar kosten würde. Im Vergleich zur Better-Markets-Studie nimmt sich diese Summe jedoch als winzig aus. Genau wie die rund 500 Mrd. Dollar, die US-Banken selbst durch die Krise an Marktkapitalisation eingebüßt haben, wie sie gerne betonen. Jamie Dimon, CEO von JPMorgan Chase, hat jüngst wieder vor 'unüberlegten Eingriffen in den besten und transparentesten Kapitalmarkt der Welt' gewarnt.

pte/red


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#Politik #Banken #Krise

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