Aktuell  04.10.2012

Microsoft will DNT-Standard ruinieren

Die Ankündigung von Microsoft, im neuen Internet Explorer die Datenschutz-Einstellungen per Default scharf zu stellen, klang userfreundlich. In Wahrheit ruiniert Microsoft damit den Standard zur Einstellung der Privatsphäre.

Das W3C, also die Standardisierungsgremien des Internet, hat den simplen 'Do not Track' Standard dazu vorgesehen, Usern die Wahl zu lassen, ob sie Mess-Systeme (Cookie-Tracking) erlauben wollen. Diese sollen im Browser einstellen können, ob sie solche Cookies speichern lassen wollen oder nicht.

Technisch wird das so gelöst, dass ein entsprechend eingestellter Browser mit einem speziellen Header signalisieren kann, ob Tracking erwünscht oder nicht erwünscht ist - oder eben, ob der User keine Wahl getroffen hat (default). Die aktive Möglichkeit zur Entscheidung erlaubt es Dienstleistern, die Cookies brauchen, eine solche Auswahl durch den User auch gesetzlich einwandfrei (da aktiv getroffen) zu akzeptieren. Gleichzeitig können Websites bei deaktivierten Cookies auf die fehlenden Möglichkeiten reagieren - also etwa entsprechende Funktionen deaktivieren oder User darauf hinweisen.

All das basiert auf der Annahme, dass ein User sich aktiv entscheiden kann und muss. Genau das will Microsoft aber nicht, sondern setzt auf eine Vorauswahl (Cookies deaktivieren). Offensichtlich sieht man darin einen Vorteil, weil Einschränkungen am Werbemarkt eher die treffen, die damit mehr Geschäft machen. Microsoft selbst ist hier ja nicht gerade erfolgreich, das Torpetieren trifft also vorwiegend die anderen.

Liefert der Microsoft-Browser aber nun nicht dem Standard konforme Daten an die Websites, ist der Standard insgesamt in Gefahr. Websites können dann nur noch für Browser, die nicht von Microsoft kommen, sicher davon ausgehen, dass eine Auswahl wirklich vom User kommt. Konsequenterweise dürften sie dann DNT-Header vom Microsoft-Browser nicht verwerten, solchen Usern auch keine rechtlich bindende Wirkung angedeihen lassen. Das Gegenteil von dem, was man dem 'Datenschutz-Argument' bei Microsoft präsentierte, ist also der Fall. Microsoft verhindert mit dem Verhalten einen Standard, der dem Datenschutz von Usern dienlich wäre.


Weiter in der Web-Version mit Fotos, Videos, Links und mehr...

#HTTP #Header #Tracking #Cookies

Auch interessant!
EFF versucht DNT wiederzubeleben
'Do not track' startete als vielversprechender Versuch, einen Standard zum Einstellen von Tracking-Techni...

AdID statt Cookies? Danke, Politik!
Datenschützer kritisierten Cookies, ohne die Zusammenhänge zu verstehen. Politiker erkannten, dass sich m...

affili.net mit ePrivacy-Informationen
Ein 'consent wizard' hilft bei Partnerprogramm-Netzwerk affili.net bei der Umsetzung der ePrivacy-Richtli...

US-IAB hart gegen Mozilla
Der neue Firefox-Browser soll wie berichtet um die Cookies von Drittanbietern beschnitten werden. Das ste...

Firefox 22 hat Probleme mit Cookies
Eine neue Grundeinstellung in Firefox wird in kommenden Versionen gröbere Probleme mit Cookies bereiten. ...

Do-not-Track auch bei Apple Safari
Wie schon Microsoft und Mozilla schickt sich nun auch Apple an, Nutzern in seinem Browser einen Schutz vo...

Tracking-Opt-Out
Die Browserhersteller Google und Mozilla haben genauso Pläne für gezielte Privatsphäre, wie es Microsoft ...

Tracking per HTTP limitieren
Mozilla möchte im Firefox einen neuen Standard für das 'Opt-Out' zu Tracking-Cookies etablieren. Damit so...

IE9 mit 'Do not Track'
Einen Modus, in dem der Browser keine Tracking Cookies akzeptiert, implementiert Microsoft in den Interne...