Technik  24.10.2012

Keime über Smartphones

Die Touchscreens von Smartphones, die ihre User überallhin begleiten, ob auf dem Esstisch oder in der Toilette, sind ein idealer Nährboden für verschiedenste Krankheitserreger.

Mehrere Studien haben erwiesen, dass die Bakterienbelastung von Smartphones selbst im Vergleich zu bekannten Keimschleudern wie PC-Tastaturen sehr hoch ist, wie das Wall Street Journal berichtet. Auch manche Viren können durch Berührung auf die Glasoberfläche der Mobiltelefone übertragen werden. Da viele Smartphonehersteller von aggressiven Reinigungsmitteln zum Säubern des Bildschirms abraten, sind die Optionen der User limitiert.

Nicht nur die Tatsache, dass Handys ihre User überallhin begleiten und so viele verschiedene Erreger aufsammeln, macht Smartphones zu effizienten Bazillen-Schleudern. Auch die Tatsache, dass die Mobiltelefone regelmäßig in die Nähe von Mündern, Nasen und Ohren kommen, ist ein wichtiger Faktor. Das oft feuchte und warme Millieu unterstützt das Wachstum von Mikroorganismen. Die Schlieren, die auf benutzten Smartphones zu sehen sind, sind bereits ein aussagekräftiges Indiz für die Präsenz von Bakterien, die solche Schmutzfilme lieben.

Das Wall Street Journal hat acht zufällig ausgewählte Smartphones aus einer Firma ibn Chicago im Labor untersuchen lassen, um festzustellen, ob sich unter den auf den Touchscreens lebenden Orrganismen auch gefährliche Erreger befinden. Auf allen Geräten wurden starke Verunreinigungen mit coliformen Bakterien festgestellt, die normalerweise aus Fäkalien stammen. E. coli oder Staphylokokken waren dagegen nicht nachzuweisen. Dieser Befund deutet laut Experten auf mangelnde Hygiene hin. Eine andere Studie der University of Cape Coast in Ghana hat bei einer Untersuchung der Handys von 100 Studenten festgestellt, dass die Anzahl und Diversität der Mikroorganismen auf Smartphones extrem hoch ist.

Experte Jeffrey Cane sagt, dass Smartphones als Infektionsquelle genauso gefährlich sind wie öffentliche Toiletten. Durchfall, Grippe und Augenentzündungen gehören zu den häufigst übertragenen Krankheiten. Eine Studie, die im Journal of Applied Microbiology veröffentlicht wurde, kommt zum Ergebnis, dass sogar 20 bis 30 Prozent der Viren sich problemlos durch eine Berührung auf einen Touchscreen übertragen lassen. Von einigen Erregern reichen bereits zehn Individuen, um einen Menschen krank zu machen. Um effektiv zu sein, muss eine Reinigung also sehr gründlich sein.

Selbst das Abwischen mit einem Mikrofasertuch, das bis zu 99 Prozent der Keime entfernen kann, reicht oft nicht aus um die Infektionsgefahr zu bannen. Den besten Erfolg brachte in Versuchen eine Reinigung mit reinem Alkohol, der 100 Prozent der Bakterien vernichtete. Allerdings raten viele Mobiltelefonhersteller, darunter etwa Apple, strikt von der Verwendung aggressiver Reinigungsmittel ab. Der Marktführer im Bereich Touchscreen-Glas, Corning Gorilla Glass, sagt zwar, dass Reinigungsmittel wie Alkohol seinen Produkten nichts anhaben kann, kann das Versprtechen aber nicht auf die Funktion der Mobiltelefone ausweiten.

pte/red


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#Gesundheit #Smartphones #Studie

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