Medien-Essenz  13.02.2013

Satire oder Sexismus: Wer will meine Freundin ficken?

Who Wants to Fuck My Girlfriend? Also das ist ja einmal eine wirklich provozierende Aussage im Fernsehen, noch dazu gleich im Titel. Die 'Game Show' hat es auch faustdick hinter den Ohren, die Gegner formieren sich auch schon. Und doch ist alles anders?

Uwe Wöllner war nicht ganz vorne dabei, als die frischen Erdenbürger mit Intelligenz, Schönheit, Anspruch und Chancen versorgt wurden. Eher im Gegenteil. Träfe man den Herren auf der Straße, würde man ihn in die Reihe mit den Obdachlosen, Arbeitslosen oder anderen -losen stellen. Doch es ist anders, dieser Herr moderiert eine neue TV-Show auf Tele 5, die er auch selbst erfunden hat.

Die Sendung hat etwas von Wetten Dass, nur dass hier Männer gegeneinander antreten und ihre Freundinnen arbeiten lassen. Die Wette lautet: 'Meine Freundin ist schöner, die schafft mehr als deine.' Was sie da schaffen muss, ist höchst unterschiedlich. Eine muss im Sexshop die männlichen Besucher anmachen und Punkte sammeln, indem sie sie dazu überredet, mit ins Bett zu steigen. Die andere muss am Straßenstrich auf Freier warten, wer mehr Geld für Sex bekommt, gewinnt die Wette. Und so weiter.



Huch! Da war doch etwas mit einer Sexismus-Debatte. Und nun sendet Tele 5 ein Format, das der Frauenverachtung die Krone aufsetzt?

Nun, wer die oberflächliche Kritik abstreift und tiefer blickt, findet in 'Who Wants to Fuck My Girlfriend?' eigentlich eine Sozialkritik auf höchster Stufe, eine Vorführung männlicher Verhaltensweisen, eine Herabwürdigung alter männlicher Denkmuster. So falsch wie der erste Eindruck ist, ist auch der Moderator.

Uwe Wöllner ist in Wirklichkeit Christian Ulmen - deshalb auch die Ausstrahlung auf ulmen.tv zusätzlich zum Fernsehen. Die Frauen, die sich erniedrigen, haben in Realität den Auftrag, selbiges mit den ahnungslosen Männern zu machen, die drauf einsteigen. Und alles rundherum ist Show. Vermutlich sogar die aufgeregte Emanzen-Bewegung gegen die Sendung, die sich im Internet formiert. All der Aufwand im Dienste eines Ziels: Den Männern zu zeigen, wie billig und triebgesteuert sie sich peinlich verhalten.

Gleichzeitig ist die Show auch als eine Art der Abrechnung mit TV-Formaten aller Art zu sehen. So dreht Christian Ulmen hier das Spielprinzip der Sat1-Show 'Mein Mann kann' einfach um, wo die Frauen den Männern Wetteinsätze umhängen, spielt mit Dschungelcamp-Peinlichkeiten und Castingshow-Einsätzen. Nichts anderes als die Klaviatur von Show-Blockbustern allerorts setzt Ulmen für seine Sexismus-Sendung ein.

Über die Art der Provokation kann man streiten, auch über die Aussagekraft und Funktion der Sendung insgesamt - schließlich wird es so manche 'Uwe Wöllners' draussen geben, die das für bare Münze nehmen, was eigentlich nur Spiegelbild werden sollte. Die Wehemenz des Engagements und auch den Zeitpunkt der Aktivitäten könnte man aber besser nicht erreichen - wenngleich die Trefferzahl auf einem Sender wie Tele 5 eher gering sein dürfte. Die größeren Anstalten haben sich wohl nicht getraut, die verpackte Satire rund um ihre eigenen Erfolgsshows zu präsentieren.

Und selbst die Reaktion auf die 'Kackscheiße' aus den Mündern der Feministinnen passt ins Konzept der Satire: Man änderte einfach die erste Sendung auf 'Wer will mit meiner Lesben-Freundin schlafen?' und läßt statt Männer auch noch Frauen die Wettansagen machen. Doppelte Verneinung, doppelte Verneigung und eine Menge Humor, der die Sexismus-Debatte noch einmal aufpeitschen vermag.


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