Aktuell  20.02.2013

Kostenloses Lehrmaterial unzuverlässig

Produktwerbung, Parteilichkeit und tendenziöse Themenauswahl: Lehrkräfte, die auf kostenloses Lehrmaterial aus dem Internet zurückgreifen wollen, können sich auf dessen Qualität nicht verlassen. Das zeigen Forschungsergebnisse der Universität Augsburg.

In einer Stichprobe wurden 20 Materialien zu den Themen 'Nachhaltige Entwicklung' und 'Soziale Marktwirtschaft' untersucht. Unter den Anbietern waren Vereine und Stiftungen ebenso wie Verlage, Unternehmen, Kirchen und Öffentliche Anbieter. 'Wir waren überrascht, wie stark die inhaltlichen und didaktischen Unterschiede zwischen Materialien sind, die einer Lehrkraft zum gleichen Thema angeboten werden', fasst Prof. Dr. Eva Matthes von der Universität Augsburg das Ergebnis zusammen: 'Die Spanne reicht von sorgfältig differenzierten und didaktisierten Unterrichtseinheiten bis zu unverhohlener Produktwerbung.'

Unterschiede zeigten sich unter anderem bei den gewählten Themenschwerpunkten oder in der Gewichtung, mit der widerstreitende Positionen dargestellt wurden. 'Beispielsweise die Frage, inwiefern nachhaltiges Handeln im Unternehmen auf gesetzliche Vorgaben und/oder freiwillige Selbstverpflichtung zurückgeht, wird in den Materialien unterschiedlich beantwortet', erklärt Matthes: 'Leicht entsteht dabei eine perspektivische Einseitigkeit, die dem pädagogisch-didaktischen Grundprinzip der Multiperspektivität und Kontroversität widerspricht.'

In einer früheren Untersuchung hatte die Universität Augsburg rund eine Million verfügbare Materialien identifiziert. 'Dieser riesige Markt mit verschiedensten Akteuren ist in relativer kurzer Zeit entstanden und wächst rasant. Es konnte ein Materialzuwachs von knapp 70% innerhalb nur eines Jahres festgestellt werden', erläutert Dr. Maren Saiko, Vorstand des Verband Bildungsmedien e.V., der die Studie finanziell unterstützt: 'Die Studie überrascht uns mit jedem neuen Ergebnis und soll uns im weiteren Verlauf noch mehr Information über diesen diffusen Markt, die Qualität seiner Angebote und seine Nutzung durch die Lehrkräfte bringen.'

'Bildungsmedien online' ist ein dreijähriges Forschungsprojekt an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg unter Leitung von Prof. Dr. Eva Matthes und Prof. Dr. Dr. Werner Wiater. Die Studie wird gefördert durch Mittel des Verband Bildungsmedien e.V.

Weitere Informationen und eine ausführliche Darstellung der Forschungsergebnisse finden Sie unter www.bildungsmedien.de.

bikl | www


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