Service  25.03.2013

Sprit wird billiger - oder teurer

Zwei aktuelle Prognosen beschäftigen sich mit dem Spritpreis. Erstere geht von konstanten Preisen und gesteigerten Fördermengen aus, die zweite sieht das Gegenteil auf uns zu kommen.

'Durch tendenziell steigende Rohölpreise kommt bereits in den nächsten fünf Jahren ein Spritpreis von zwei Euro in Sicht', so Werner Zittel, Hauptautor einer von der Energy Watch Group in Auftrag gegebenen Studie - die zweite. Das Fördermaximum für alle fossilen Energien zusammengenommen werde bereits 2020 eintreten. Wissenschaftler haben darin die globale Verfügbarkeit von Erdöl, Erdgas, Kohle sowie die Uranversorgung analysiert und daraus ein Szenario bis zum Jahr 2030 entwickelt. Derzeit beträgt der Preis für einen Liter Treibstoff rund 1,30 bis 1,50 Euro.

Die steigende Preise für Benzin und Diesel werden für Wirtschaft sowie Private zu einer zunehmenden Belastung. 'Es gibt zwei langfristige Treiber für den Spritpreis. Für den Anstieg verantwortlich sind einerseits die steigenden Produktionskosten in den Nicht-OPEC Ländern wie Brasilien, Kanada oder Mexiko, die mit der Ölförderung und Neuerschließung in Tiefsee-Regionen einhergehen. Andererseits ist da der Anstieg der sogenannten Break-Even-Preise der OPEC-Staaten, die ihren Staatshaushalt zum überwiegenden Teil mit dem Export von Öl finanzieren', erklärt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, im pressetext-Gespräch. Hinzu komme neben Steuern und dem Wechselkurs auch die mancherorts fehlende geopolitische Sicherheit.

Laut der Studie nimmt die Förderung von konventionellem Erdöl seit 2008 ab. Deshalb seien die Anstrengungen der Erdölindustrie vor allem darauf ausgerichtet, das aktuelle Förderniveau zu halten. Die Konzerne würden den Rückgang bei den produzierenden Erdölfeldern mit Bohrungen in der Tiefsee und der besonders umweltschädlichen Gewinnung von Öl aus Teersanden wettmachen. Damit bleibt man allerdings 'weit hinter den Erwartungen zurück', so Zittel.

Die USA wollen künftig energieautarker auftreten. Doch der Aufschwung im Öl- und Gasgeschäft mithilfe des umstrittenen Frackings wird laut der Erhebung bereits zwischen 2015 und 2017 ihren Höhepunkt erreichen und danach stark abfallen.

Als unrealistisch wird demnach von den Machern der Angst-Studie demnach auch die kürzlich veröffentlichte Prognose der Internationalen Energieagentur gesehen. Diese rechnet in ihrem World Energy Outlook mit einer hohen Verfügbarkeit von fossilen Energieträgern und führt dabei neben dem Fracking auch Tiefbohrungen und Teersand-Gewinnungen für Öl- und Kohlevorkommen ins Treffen. Höhere Spritpreise würden dadurch limitiert, dass die Gewinnung aus neuen Ölquellen rentabel wird, wenn der Preis steigt. Dazu reicht schon eine kleine Steigerung, um den Bedarf an Sprit rasch zu decken, die Preise also niedrig halten zu können.

pte/red


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