16.12.2000

nVIDIA übernimmt 3dfx!

Der im Moment marktdominierende Grafikchiphersteller nVIDIA hat gestern bekannt gegeben, dass sie von 3dfx das Grafikchip Geschäft übernehmen.

Tatsächlich bedeutet diese Übernahme jedoch das Ende von 3dfx im Grafikchip Markt. Die Übernahme umfaßt Patente, Anwendungen dieser Patente, Markennamen und sonstige Dinge die mit 3dfx im Grafiksektor in Zusammenhang stehen. nVIDIA zahlt für diese Übernahme etwa 70 Mio. $ (ca. 1,14Mrd. öS) in bar und 1 Mio. $ in Aktien an 3dfx.

3dfx, der einstige Marktführer, kämpfte schon länger mit finanziellen Problemen. Der Voodoo3, der von vielen wegen des fehlenden 32-bit Renderings nicht akzeptiert wurde, war der Anfang dieser Entwicklung. Die Voodoo4/5 Serie kam letztendlich zu spät auf den Markt um mit den nVIDIA Produkten wirklich mithalten zu können. Die Voodoo5 6000 wurde erst vor kurzem von 3dfx für den Retail Markt gestrichen und an Quantum verkauft.
3dfx wurde mit seinem Voodoo Chipsatz 1996 berühmt, da dieser der erste brauchbare Chip für 3D-Grafik (Spiele) darstellte. Mit dem Voodoo2, der 1998 auf den Markt kam, konnte 3dfx seine Stellung untermauern. Auch der Voodoo2 war, wie der Voodoo1, der stärkste Chipsatz zu dieser Zeit. Jedoch machte Ende 1998 nVIDIA mit dem Riva 128 Nachfolger, dem Riva TNT dem Voodoo2 ernsthafte Konkurrenz. Gleichzeitig brachte 3dfx mit dem Voodoo Banshee (eine Version des Voodoo2 mit 2D Teil, keine add-on Karte mehr) einen dirkekten Konkurrenten auf den Markt. Die Voodoo2 war jedoch immer noch in vielen Bereichen besser und schneller als der TNT und der Banshee Chip.

Der Abstieg von 3dfx begann eigentlich mit dem erscheinen des Riva TNT2 von nVIDIA im Frühjahr 1999 und der Umstellung auf die eigene Produktion von Grafikkarten. 3dfx kaufte zu diesem Zweck den bekannten Grafikkarten Hersteller STB, produzierte von nun an nur noch selber Gafikkarten und verkauft die Chips nicht mehr an Dritte Hersteller.
Während der Riva TNT2 echtes 32-bit Rendering, auch bei höheren Auflösungen noch akzeptabel schnell beherrschte, war der Voodoo3 auf generelles 16-bit Rendering limitiert und nicht viel schneller als der TNT2. Der Voodoo3 war bereits bei dessen Erscheinen von der Technik, gegenüber den nVIDIA Chips, im Nachteil (nur 256x256 als Texturgröße, nur 16-bit Rendering, keine AGP Funktionen). Weiters gab es zu diesem Zeitpunkt dann auch schon eine schnellere Version des TNT2, den TNT2 Ultra die mit dem Voodoo3/3000 locker mithalten konnte und overclocked teilw. sogar schneller war.

Während nVIDIA im Herbst 1999 die GeForce 256 GPU mit einer T&L Engine herausbrachte, konnte 3dfx nichts außer der Voodoo3/3500 anbieten, bei der der Core Takt von 166 (V3/3000) auf 183Mhz geschraubt wurde. Die GeForce GPU zog dem Vorgänger aus eigenem Haus davon und damit auch der Voodoo3. Der von 3dfx für ebenfalls diesen Zeitpunkt geplant gewesene VSA-100 Chip verspätete sich auf Frühjahr 2000 und kam etwa zum selben Zeitpunkt zu dem nVIDIA den GeForce 256 Nachfolger, GeForce2 GTS, vorstellte.
Der VSA-100 war bei seinem erscheinen, wie auch der Voodoo3, der Konkurrenz technisch unterlegen. 0,25?m Fertigung, 166MHz Core - Takt, 166MHz SDRAM als Grafikspeicher, Hardware FSAA und keine T&L Einheit, sind die Kenndaten des VSA-100 der auf der Voodoo4 4500 und der Voodoo5 5000 (2 Chips im SLI Mode) wird (wurde). Im Gegensatz dazu weist die GF2 folgende Eigenschaften auf: 0,18?m Fertigung, 200MHz Core - Takt, 166MHz DDR-SDRAM (entspricht etwa 333MHz SDRAMs), T&L Einheit in zweiter Version und FSAA auf Treiberbasis.
Aufgrund des späten Erscheinens konnte sich die Voodoo5 nicht wirklich durchsetzen, da sie bei selbem Preis, einer GF2 unterlegen war. Außerdem verzögerte sich die Auslieferung nach der Vorstellung nochmals erheblich, da einige Karten Fehler aufwiesen. Die Voodoo4, die noch später erschien (September 2000) hat, obwohl ganz Preiswert, gegen die Low-Cost Variante der GF2, der GeForce 2 MX keine Chance.

Es bleibt die Frage, wo das hinführen wird, nachdem nun ein weiterer Grafikchiphersteller vom Markt verschwindet. In den letzten 3 Jahren haben doch sehr viele Hersteller den Markt verlassen, z.B. S3, 3Dlabs, Rendition, intel, Number Nine, Cirrus Logic, ... Die Liste der im Consumer Bereich verbliebenen Grafikchiphersteller ist kurz. nVIDIA, ATI und Matrox.
Während ATI immerhin noch einen konkurrenzfähigen Chip besitzt (Radeon), schaut die Zukunft auch für Matrox nicht gerade gut aus. Der G800 der eigentlich schon erschienen sein sollte, läßt noch immer auf sich warten und der G450 ist fürs Büro und CAD-Anwendungen prädestiniert aber für Spiele eher ungeeignet. Der Kyro (2) kann jedoch aufgrund seines relativ geringen Chiptaktes nicht mit den Platzhirschen mithaltne und wird sich eher im Low-Cost Bereich positionieren.

Man kann nur hoffen, dass dieser Zustand sich nicht zum Nachteil der Konsumenten auswirkt, was jedoch fast zu befürchten ist ...

aka


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