Branche  21.06.2013

Normverbrauch und Wahrheit

Skandal, titeln diverse Magazine wieder einmal. Sie sehen in den Herstellern Betrüger, die mit falschen Aussagen Kunden locken wollen. Der Verbrauch der Autos sei zumindest geschönt, heißt es da. Und was ist nun die Wahrheit?

Um es kurz zu machen: Die auflagensteigernden Skandalrufe aus den Automagazinen zeugen von Unwissenheit oder Unredlichkeit. Anders kann man nicht interpretieren, wie die Redaktionen der verschiedenen Blätter mit den Normverbrauch-Zahlen umgehen. Sogar vor Gericht gab es Urteile gegen Hersteller, weil einzelne Fahrer die Normwerte nicht erreicht haben...

Der Normverbrauch ist zuallererst einmal eine gesetzliche Angelegenheit, dem Regulatorium entsprechend müssen die Hersteller in einem normierten Ablauf einen Fahrzyklus absolvieren. Normiert am Teststand, für alle Hersteller unter identen Bedingungen, die im Regelwerk definiert sind. Ziel ist hier in erster Linie nicht die exakte Messung des Verbrauchs in der Praxis (auch wenn der Fahrzyklus darauf abzielt, verschiedene reale Szenarien zu integrieren). Es soll eher ein faires System geschaffen werden, das Vergleiche zulässt. Die absolute Zahl ist für den Vergleich irrelevant.

Klar ist, dass die Hersteller sich auf exakt diesen Zyklus einstellen und Motorabstimmung und Verbrauch in diesem Szenario optimieren. Das ist gut so, denn es bringt uns auch auf der Straße entsprechende Optimierungen mit. Deshalb ist der Zyklus ja realen Bedingungen nachempfunden worden. Auch hier haben alle Hersteller die gleichen Bedingungen, der Vergleich bleibt möglich.

Dass in der Praxis die Fahrer dann doch lieber sportlicher fahren, mehr mitschleppen, die Klimaanlage an lassen und damit ein paar Prozent mehr verbrauchen, ist genauso logisch. Und unproblematisch, denn auch hier sind die Bedingungen für alle gleich. Schafft es ein Auto, abweichend vom Testzyklus auch sonst noch bessere Verbrauchswerte zu liefern, dann ist das toll, aber tut nichts zur Sache. Verbrauchszahlen gegeneinander Aufzurechnen bringt uns nicht weiter.


Andere Verbrauchsmessungen Neben dem Normverbrauch gibt es auch andere Meßverfahren. Auch diese liefern (unter sich) vergleichbare Zahlen, zB. testen Autofahrerclubs auch normiert, aber unter anderen Bedingungen - die Werte sind gleichlaufend, aber etwa 20% höher. Auch beim klassischen Normverbrauch ist aber noch Potential nach unten (!) gegeben, je nach Fahrstil und Strecke sind unter realen Bedingungen durchaus Werte bei 3-7% unter dem Normverbrauch machbar.

Im Gegenteil: Jeder Hersteller tut uns Österreichern einen Gefallen, wenn er es schafft, den Normverbrauch tief zu drücken. Wir zahlen schließlich Steuern, die damit reduziert werden. Selbst wenn da jemand schummeln sollte (was ohnehin nicht klappt), wäre das im Interesse des Autokäufers. Die Skandalschreie aufgrund absurder Normverbrauchswerte können wir daher nicht nachvollziehen. Nun ja, den Druck der Auflagen im Print-Bereich entsprechend, vielleicht dann doch.


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#Verbrauch #Normverbrauch #Treibstoff #Magazine #Neuwagen

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