Medien-Essenz  09.06.2014

Journalisten sollen Lösungen zeigen

Nachrichten über Probleme, die Lösungen enthalten, werden von Menschen stärker wahrgenommen. Journalismus sollte deshalb nicht nur Probleme aufzeigen.

Das 'Engaging News Project' zeigt, dass es beim Reden über ein Problem gut ist, auch eine Lösung anzubieten. Das gelte für das wirkliche Leben wie auch für den Journalismus. Das Team um Alex Curry befragte 1.500 Personen, um herauszufinden, wie Menschen auf einen Journalismus der Lösungen reagieren. Gemeinsam mit Keith Hammonds veröffentlichte Curry die Studie 'The Power of Solutions Journalism'.

Hammonds ist Chef des Solutions Journalism Network, das die Analyse gemeinsam mit dem Engaging News Project durchgeführt hat. Das Netzwerk wurde von den beiden New-York-Times-Kolumnisten David Bornstein und Tina Rosenberg gemeinsam mit dem Autor Courtney Martin gegründet.

Studie zum Journalismus

Für die Studie bereitete Solutions Journalism drei verschiedene Nachrichtenartikel vor, die auf Geschichten der Fixes-Kolumne der New York Times beruhten. Von jeder Geschichte gab es zwei Versionen. Bei einer handelte es sich um eine Wiedergabe der wichtigsten Fakten. Die andere wurde durch mögliche Lösungen für das Problem ergänzt.

So enthielt zum Beispiel eine Geschichte über einen schweren Engpass bei Kleidern in Indien den Hinweis auf eine Organisation namens Goonj, die ein 'Cloth for Work'-Programm unterstützt. Nach dem Lesen eines dieser sechs möglichen Artikel beantworteten die Studienteilnehmer einen Fragebogen zu dem Gelesenen.

Laut dem Nieman Journalism Lab fielen die Reaktionen unterschiedlich aus. Über alle 16 eingeführten Parameter hinweg gaben jene, die einen Artikel gelesen hatten, der eine mögliche Lösung präsentierte, an, dass sie zufriedener waren. Laut Curry werden in der Forschung nur selten derartig positive Ergebnisse erzielt. Um sicher zu gehen, wurden die erhobenen Daten durch inhaltliche Wissensabfragen genau überprüft.

Wissen abgefragt

Für das Solutions Journalism Network ist diese Studie eine Bestätigung. Neben Argumenten für das Gewinnen neuer Medienpartner könnte diese Art von Journalismus dazu beitragen, diesen menschlicher zu machen und Rezipienten eine größere Loyalität zu verleihen. Es zeigte sich, dass diese Geschichten auch in sozialen Netzwerken häufiger geteilt werden.

In einem nächsten Schritt soll nun erforscht werden, welche konkreten Auswirkungen die positiven Reaktionen der Leser haben. 'Führen sie zu konkreten Handlungen oder ist es einfach angenehmer, eine Geschichte mit einem guten Ende zu lesen?', fragen die Experten. Das Netzwerk verfügt heute über zwölf Medienpartner wie The Seattle Times, The Deseret News McClatchy papers und The San Francisco Chronicle.

pte/red


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