Service  10.07.2014

Brennstoffzellen aus Japan

Die deutsche Autoindustrie hat die Brennstoffzelle eigentlich frühzeitig entwickelt und dann die Forschung einschlafen lassen. Nun sind es die Japaner, die mit Rückendeckung aus der Politik durchstarten.

Mit Unterstützung ihrer Regierung planen japanische Autohersteller weitere Schritte, um mit Wasserstoff betriebene Autos kommerziell nutzbarer zu machen. Vergangene Woche hat Toyota bekanntgegeben, seinen mit Wasserstoff betriebenen Toyota Sedan noch vor April des kommenden Jahres auf den Markt zu bringen. Der Markteintritt des Wasserstoffautos ist für den US- und den europäischen Markt im Sommer geplant. Nissan in Allianz mit Renault und Honda in Kooperation mit General Motors sollen laut Konzernplänen mit leistbaren Wasserstoffautos 2017 respektive 2020 folgen.

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Obwohl viele Experten eher skeptisch sind, was die Massentauglichkeit von Brennstoffzellenautos betrifft, steht die Unterstützung der Brennstoffzellentechnologie für die japanische Regierung hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr hat der japanische Staat etwa 36 Mio. Euro für den Bau von Wasserstofftankstationen bereitgestellt. Heute gibt es in Japan noch weniger als 20 solcher Tankstationen, die meisten im Großraum Tokio. Bis 2015 soll die Zahl auf 100 steigen. Die Kosten für den Aufbau sind beträchtlich. Etwa drei bis 3,5 Mio. Euro kostet eine Wasserstoff-Tankstelle, etwa vier bis fünf Mal so viel wie eine herkömmliche. 'Wir setzen große Erwartungen in diese Technologie und die Regierung ist bereit, diese Entwicklung zu unterstützen', sagt Chihiro Tobe vom japanischen Wirtschaftsministerium.

Patentierte Zellen

Japanische Unternehmen halten bereits 60 Prozent aller Patente weltweit, die im Zusammenhang mit der Brennstofftechnologie stehen. Insgesamt sind es knapp 75.000. Europa als zweitstärkste Region in dieser Technologie bringt es nur auf 13 Prozent. 'Das ist eine komplexe Technologie. Eine, in der es wichtig ist, der 'First Mover' zu sein', meint Thanh Ha Pham, Analyst der Investmentbankingfirma Jefferies, der erwartet, dass der globale Brennstoffzellenmarkt in den nächsten zehn Jahren um das 16-fache auf vier Mrd. Euro anwachsen wird. Diese Erwartungen heizen auch die Aktienkurse von Unternehmen an, die in dieser Branche tätig sind. Iwatani, Produzent von Wasserstoffgasen, hat seinen Aktienkurs in den letzten zwölf Monaten verdoppelt. Der Aktienkurs von JFE Container, Anbieter von Hochdruck-Gascontainern, stieg im gleichen Zeitraum um 70 Prozent.

Eine McKinsey-Studie zeigt, dass sich die Gesamtkosten (Anschaffung plus Betrieb) für die verschiedenen Fahrzeugtypen (Elektroauto, Wasserstoffbrennzelle, Benzin- bzw. Dieselmotor) ab dem Jahr 2025 'annähern werden'. Einerseits, weil sich die Kosten für die Herstellung von Wasserstoff bis zu diesem Jahr 'um 70 Prozent reduzieren' sollen, andererseits erwartet man eine deutliche Senkung der Produktionskosten für Brennstoffzellenautos. Heute sind die Anschaffungskosten für ein Wasserstoffbrennzellenauto noch sehr hoch, denn die Brennstoffzellen benötigen Platin. Der Toyota FCV, ein Viertürer mit 136 PS, soll ab April des nächsten Jahres in Japan für 50.000 Euro netto angeboten werden.

pte/red


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