Fische  20.08.2014

Tarnen wie ein Tintenfisch

Oktopusse können sich herausragend gut tarnen, da ihre Haut die Farbe an die Umgebung anpasst. Eben das ahmt ein neues System nach, das US-Forscher entwickelt haben.

Der aktuelle Prototyp der elektronischen Dünnschicht-Haut schafft allerdings nur Graustufen. Doch laut Cunjiang Yu, Professor für Maschinenbau an der University of Houston, sollte ein Vollfarb-Tarnsystem möglich sein. Er ortet nicht nur Anwendungspotenzial beim Militär, sondern auch für Spielzeug, intelligente Kleidung oder in der Automobilindustrie.

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Die Haut von Kopffüßern, also Oktopussen und anderen Tintenfischen, ermöglicht ihnen eine sehr vielseitige Tarnung. Eben das bildet die Neuentwicklung nach, die sich laut John Rogers von der University of Illinois at Urbana-Champaign wirklich automatisch an die Umgebung anpasst. 'Unser Gerät sieht Farbe und gleicht sich an. Es liest die Umgebung mittels thermochromatischem Material', so der für seine Arbeit an flexibler Elektronik bekannte Materialwissenschaftler. Der aktuelle Prototyp ist allerdings ebenso klein wie grauskalig. Doch Yu ist überzeugt, dass größere und voll in Farbe arbeitende Umsetzungen möglich sind.

Das Team hat seine flexible Elektronik-Haut aus mehreren dünnen Schichten aufgebaut und ahmt dabei im Wesentlichen den Aufbau einer Kopffüßer-Haut nach. Die Entwicklung kombiniert so Halbleiter-Antriebselemente, Schaltelemente und Lichtsensoren mit anorganischen Reflektoren sowie organischen Materialien, deren Farbe sich mit der Temperatur ändert. Letzteres ist eine Schwäche des Prototpyen, denn dadurch passt sich das Gerät relativ langsam und unter eher hohem Energieverbrauch der Umgebung an. Hier werden die Forscher nach anderen Lösungen suchen.

Vom langfristigen Anwendungspotenzial ist das Team nämlich überzeugt. Immerhin kann die Technologie Militärfahrzeuge ermöglichen, die ihre Tarnung automatisch an die Umgebung anpassen. Auch farbveränderndes Spielzeug oder Kleidung wäre denkbar. Zudem verweist Yu darauf, dass in manchen Luxusautos Kameras und LED-Displaymatten zum Einsatz kommen, um dem Beifahrer das Gefühl zu vermitteln, er blicke durch die Karosserie ungehindert auf die Umgebung. Die künstliche Oktopus-Haut könne Ähnliches ermöglichen, so der Wissenschaftler.

pte/red


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