Aktuell  08.10.2014

Apple löscht Underworld

Die Game-App 'Underworld: Drug Lords' von Entwickler A-Steroids, bei der der User als kleinkrimineller Dealer startet und später sein eigenes Drogen-Imperium aufbaut, hat Apple nun aus dem App Store geworfen.

'Hier kommt es zu einer Bagatellisierung kriminellen Handelns. Gerade Kinder, Heranwachsende und junge Erwachsene, die überwiegend zur Zielgruppe solcher Spiele gehören dürften, werden spielerisch an Drogen herangeführt. Es wird suggeriert, dass mit dem Handel von Drogen schnelles Geld zu verdienen ist - die Hemmschwellen fallen', sagt Ute Winterstein, Leiterin der Frankfurter Malteser Suchthilfe, gegenüber pressetext.

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Bereits vor sechs Jahren löschte Apple die Originalversion der App des litauischen Entwickler-Unternehmens von der Plattform. Damals fand im Nachhinein ein drastisches Umschreiben des Spieles statt. Aus dem 'Drug Dealing Simulator' wurde 'Underworld: SweetDeal'. Anstatt illegaler Substanzen wurden Süßigkeiten vertrieben. Sämtliche Drogen verschwanden aus der App und wurden durch Naschereien ersetzt.

Zensur im App-Store

Weil eine neue Version des Simulators nun wieder aus dem App Store entfernt wurde, sieht sich A-Steroids ein zweites Mal zum Handeln gezwungen. Kurz nach der Veröffentlichung des neuen iPhones würde sich ein Game auf den oft besuchten Apple-Servern für die Entwickler lohnen. Deshalb wurden nun erneut Pläne für ein komplett überarbeitetes Design gemacht. Unter dem Namen 'Underworld: Sugar Wars' soll das Spiel erneut mit viel Süßem an den Start gehen.


Apple kritisch Die Selbstzensur bei Apple ist eine bekannte Sache, bei Microsoft und Google sieht man die Apps generell wesentlich entspannter. Dass die US-Firmen sich bei Pornografie generell schwer tun, Gewalt und andere Auswüchse dagegen eher durchlassen, hängt mit der Kultur in den USA zusammen.

Apples Geschäftsbedingungen sind hingegen eindeutig: Alle Anwendungen, die kriminelles Verhalten befürworten oder sogar unterstützen, werden umgehend von der Download-Plattform gelöscht. So auch erneut der Drug Dealing Simulator. Dass das kalifornische Unternehmen mit Argusaugen über die bereitgestellten Apps in seinem Store wacht, ist bekannt. So wurde 2009 auch ein dubioser 'Baby Shaker' gelöscht.

A-Steroids beklagt sich dennoch und argumentiert, dass im Originalspiel keine Gewalt oder Pornografie dargestellt wurde. Selbst die Namen echter Drogen wurden mit erfundenen Bezeichnungen ersetzt. Apple wollte selbst bei der abgeschwächten App nicht akzeptieren, dass die Drogenthematik in ein Spiel eingebunden wurde.

'Wer bislang noch nichts mit Drogen zu tun hatte, findet möglicherweise so den Zugang. Auch in Anbetracht der großen Not und des Leids, dass durch Drogen ausgelöst wird, ist es den Suchtkranken gegenüber respektlos, ein solches 'Spiel' in Umlauf zu bringen. Die Verbreitung ist unverantwortlich und sollte unterbunden werden', so Winterstein abschließend.

pte/red


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