Link & Web  02.02.2015

20 Jahre Tageszeitung im Web

Als vor 20 Jahren mit dem 'Standard' die erste deutschsprachige Zeitung eine Website startete, bekamen das nur wenige mit. Das ist 20 Jahre später kaum vorstellbar.

Ein Server aus dem Textarchiv der Zeitung, ein 14,4 kbit-Modem ins Internet und vielleicht sogar ein paar 'Leser', die die .co.at-Adresse gefunden haben: Der Anfang der Zeitungen im Web war wenig spektakulär und noch weniger innovativ. Magazine waren schon länger da, Online-Startups sowieso und die Amerikaner sind dem alten Kontinent auch damals schon lange voraus gewesen. Interessanter ist da schon, wie es der Standard geschafft hat, auch nach 20 Jahren noch im Netz zu sein - die Umstände für Onlinemedien sind in Österreich dank öffentlich-rechtlichem 'Mitbewerb' und dem bekannt-unwirtlichen Medienbereich ja nicht gerade rosig.

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Während die Print-Ausgabe des Standard nicht mehr gerade durch Frische, Qualität und Stärke glänzt, durfte die Onlineausgabe zuletzt sogar Gewinne melden. Die Zweiteilung in eine eher boulevardeske und sehr starke Foren-Website, die ehemalige Krone-Qualitäten hoch hält, und eine darüber liegende Zeitungs-Website mit Großformats-Optik, die von ihr mitgetragen wird, dürfte eine der genialsten Weichenstellungen in der Entwicklung gewesen sein. Die Klickmaschine der Forensysteme sorgen für Seitenabrufe, die man mit Werbung verkaufen kann. Und für eine erreichbare Zielgruppe weit oberhalb klassischer 'Standard-Leser'-Zahlen.

Richtige Entscheidungen

Diese 2-in-1-Strategie mit dem redaktionellen Anstrich für Werbekunden und dem Forum für die User, um Reichweiten darstellen zu können, scheint offensichtlich gut aufzugehen. Nur wenige der alten Medien aus dem letzten Jahrtausend haben sich bis in das heutige Internet entwickeln können, schon gar nicht in Österreich. Im Fall des Standard konnte sich das Onlinemedium sogar aus der Abwärtsspirale der ehemaligen Print-Mutter lösen.

Als vor 20 Jahren eine statische Seite das Internet mit Mini-Budget in den Standard-Keller brachte, dachte wohl kaum jemand daran, wie die Medienlandschaft 2015 aussehen wird. Sollte es in 10 oder 20 Jahren erneut einen solchen Blick auf die älteste deutschsprachige Tageszeitung im Web geben, wird das ähnlich sein. Gehen die Prognosen auf, wird es dann nämlich vom gedruckten Werk kaum mehr etwas zu sehen geben, dafür sollte das Internet mit Bezahlsystemen endlich lukrativ für die Verlage werden. Die wirklichen Schnitte, Innovationen und Änderungen stehen dem Standard im Internet wohl noch bevor.

Anm.: Wir hier in unserem Verlag sind seit 1994 aktiv, durften also auch die Entwicklung des Standard von Anfang an mitverfolgen. Es ist schön zu sehen, dass es auch im Internet relevante Mediengeschichten aus Österreich gibt. Happy Birthday und die besten Wünsche für die nächsten 20 Jahre!


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