#yolo  09.02.2015

Freude gegen Sexismus

Nach sexistischen Erlebnissen seinem Ärger auf Twitter öffentlich Luft zu machen, erhöht das Wohlbefinden von Frauen.

Zu diesem Schluss kommt die Forscherin Mindi Foster von der Wilfrid Laurier Universityin einer aktuellen Studie. Frauen durften im Experiment nach der Lektüre eines sexistischen Textes entweder öffentlich oder privat darüber twittern oder bekamen keine Möglichkeit, sich abzureagieren. Nur wer öffentlich twitterte, fühlte sich danach besser.

'Ich glaube, hier setzt das Prinzip 'geteiltes Leid ist halbes Leid' ein - wenn es Leidensgenossen gibt, hat man eher das Gefühl, dass der erlebte sexistische Akt nicht mit einem selbst zu tun hat, da Opfer sich häufig auch selbst Schuld zuweisen, sondern mit äußeren Faktoren', erläutert Psychologin Karin Busch-Frankl gegenüber pressetext. 'Es fällt somit leichter, Geschehnisse zu externalisieren, das heißt von sich selbst abzuwenden und damit seinen Selbstwert zu erhalten.'

Lästern und Spaß

In ihrer Studie berichtet Foster, dass beim öffentlichen Twittern über Sexismus die negativen Emotionen abgeschwächt wurden und das psychische Wohlbefinden anstieg. Das Handeln im Kollektiv ist dabei wichtig, wie auch Busch-Frankl bestätigt: 'Die Wirkung ist größer, umso mehr Publikum ich habe und umso mehr Leute mir zustimmen. Da tritt eine Gruppendynamik auf, wie man sie auch bei anderen Prozessen wie zum Beispiel Demonstrationen beobachten kann - je mehr Leute mitziehen, desto stärker wird diese. Soziale Netzwerke bieten die Möglichkeit für jedermann, sozial brisante Themen anzusprechen und aufzuzeigen.'

Foster verweist auch auf die Online-Kampagne 'Everyday Sexism', bei der Frauen sich austauschen können. Ob Twitter und andere soziale Netzwerke aber das beste Medium sind, um sich nach erlebten Ungerechtigkeiten abzureagieren, bleibt laut Busch-Frankl fraglich: 'Wenn man keinen guten Freundeskreis hat, in dem man sich austauschen kann, ist es, glaube ich wahrscheinlicher, dass man mit sehr persönlichen und intimen Dingen auf soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter zurückgreift.'

Busch-Frankl ergänzt: 'Manche Menschen brauchen aber auch mehr Aufmerksamkeit als andere, ein Bedürfnis das stark von der Persönlichkeitsstruktur abhängig ist. Ein weiterer Aspekt darf nicht vergessen werden: die Anonymität im Netz verführt zum Posten', erwähnt die Psychologin abschließend.

pte/red


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