Geburt  27.07.2015

Untersuchungen für Schwangere ergebnislos?

In der Schwangerschaft wird viel medizinische Kontrolle ausgeübt. Im Ergebnis zeigt sich der Aufwand aber nicht.

Nahezu alle schwangeren Frauen in Deutschland (99 Prozent) erhalten mehr Untersuchungen als die Mutterschaftsrichtlinien vorsehen. Ob sie eine Risikoschwangerschaft haben oder einen völlig unauffälligen Schwangerschaftsverlauf zeigen: Werdende Mütter erfahren stets die nahezu gleiche Behandlung. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, für die 1.293 Mütter befragt wurden, die im vergangenen Jahr ein Kind zur Welt gebracht haben.

Weil viele der von Ärzten angebotenen oder von den Schwangeren gewünschten Leistungen nicht routinemäßig vorgesehen sind, mussten 80 Prozent der werdenden Mütter Zuzahlungen leisten. 'Mehr ist nicht zwingend besser. Es gibt eine klare Überversorgung während der Schwangerschaft', unterstreicht Uwe Schwenk, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung. Eine von den offiziellen Richtlinien abweichende Behandlung sei in den meisten Fällen Alltag.

Bei Kardiotokographie (CTG) und Ultraschall wurden Risikoschwangerschaften gleich versorgt wie Frauen mit einem unauffälligen Schwangerschaftsverlauf. 'Die Ausnahme Risikoschwangerschaft ist inzwischen zur Regel geworden', so Schwenk. Rainhild Schäfers von der Hochschule für Gesundheit ergänzt: 'Das Überangebot an Untersuchungen schürt die Angst der Frauen vor der Geburt und möglicherweise auch ihren Wunsch nach einer vermeintlich sicheren Kaiserschnitt-Entbindung.'

Jede zweite Frau gab an, von ihrem Arzt sehr gut beraten worden zu sein. Weitere 30 Prozent antworteten mit gut. Allerdings bedeutet dies auch, dass sich durchschnittlich nur die Hälfte der Frauen über die Aussagekraft beziehungsweise die Wirkungsweise einer Maßnahme sehr gut aufgeklärt fühlen. 95 Prozent glauben, dass ein CTG zu Routine in der Schwangerschaft gehört - dabei ist es als solche in den Mutterschaftsrichtlinien nicht explizit vorgesehen.

Nahezu jede Schwangere bekommt ein CTG, auch wenn die Schwangerschaft unauffällig verläuft. Bei Ultraschall-Untersuchungen erhalten 49 Prozent der Frauen mit normaler Schwangerschaft mehr als fünf Ultraschall-Untersuchungen. Laut der aktuellen Studie hatten weder das Alter als Risikofaktor noch das Einkommen oder der Bildungsabschluss der Schwangeren einen Einfluss darauf, ob Zusatzleistungen in Anspruch genommen wurden.

pte/red


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