News  28.09.2015

Vitamin B hilft doch nicht?

Wer die richtigen Verbindungen in seiner Unternehmenswelt hat, steigt zwar schnell auf, macht aber langfristig keine so gute Karriere.

Das gilt jedenfalls für Coaches in der NFL, wie eine britisch-amerikanische Untersuchung von 31 Jahren an Coaching-Karrieren gezeigt hat. Menschen in der NFL, die als Trainer unter einem legendären Chefcoach anfangen, kommen demnach zwar zunächst schnell an Beförderungen, müssen langfristig aber mehr Karriere-Dämpfer hinnehmen. Ein kompetitiver Jobmarkt für Spitzenpositionen scheint also selbstkorrigierend zu arbeiten, meinen die Forscher.

Im Networking-Zeitalter gilt mehr denn je, dass gute Verbindungen vermeintlich alles sind. Doch zumindest bei NFL-Coaches gilt das offenbar nicht. Wenn ein Jungtrainer unter einer Legende wie Bill Belichick, Chef-Coach des aktuellen Super-Bowl-Champions New England Patriots, anfängt, wird aus ihm nicht ebenfalls ein Star.

'Obwohl solche legendären Head Coaches ihre Juniortrainer sorgfältig auswählen, tendieren jene ohne den Vorteil der Zusammenarbeit mit lebenden Legenden, größeren Karriere-Erfolg zu haben', sagt Martin Kilduff, Professor für organisatorisches Verhalten am University College London. Assistenten der Top-Coaches profitieren von dieser Verbindung eher nur kurzfristig.

Das Team, dem unter anderem auch Forscher der Football-Hochburg University of Notre Dame angehören, hat die Karrieren von 1.298 NFL-Coaches in den Jahren 1980 bis 2010 analysiert. Dabei hat sich gezeigt, dass Junior-Trainer mit Verbindungen zu sehr angesehenen Coaches zunächst schneller aufsteigen; ihre Chance auf eine Beförderung liegt um 52 Prozent höher als bei jenen ohne solche Top-Verbindungen.

Das gilt allerdings nur, solange der Jungtrainer selbst ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist - was nahelegt, dass anfangs gute Verbindungen etwaige Zweifel an den Fähigkeiten eines jungen Coaches ausräumen. Langfristig wendet sich das Blatt jedoch. Wer seine Karriere unter einem Star-Coach beginnt und schnell aufsteigt, erlebt in Folge weniger weitere Beförderungen und eher Karriere-Rückschritte, so die Studie.

'Leute werden von Star-Coaches zwar nach einem vermeintlich rationalen Prozess mit festgelegten Kriterien angestellt, aber wir haben festgestellt, dass diese Kriterien kein Indikator für Endergebnisse sind', meint daher Craig Crossland, Management-Professor in Notre Dame. Der Coach-Jobmarkt scheint selbstkorrigierend. 'Das Muster späterer Beförderungen und Degradierungen bevorzugt jene, die keine vorteilhafte Erstplatzierung hatten, aber dennoch dank ihrer Qualitäten weiterkamen', meint Kilduff.

pte/red


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