Daten & Fakten  28.10.2016

Weibliche Chefs schuld bei Krisen

Geschäftsführerinnen haben es nicht leicht - erstens sind sie in den 500 umsatzstärksten Firmen mit 4,2 Prozent extrem unterrepräsentiert und zweitens wird ihnen bei Krisen eher eine persönliche Schuld in die Schuhe geschoben als männlichen Kollegen.

Das hat die Rockefeller Foundation herausgefunden, die Nachrichtenartikel über 20 männliche und weibliche Chefs analysiert hat. 'Es gibt eine unbewusste Voreingenommenheit innerhalb der Medienunternehmen, wenn es darum geht, über weibliche CEOs zu schreiben', erklärt Judith Rodin, Präsidentin der Rockefeller Foundation, gegenüber der 'Huffington Post'. 'Vielleicht gibt es die Wahrnehmung, dass die Frau den Job nicht bekommen hätte sollen oder nicht qualifiziert genug ist. Wenn dann etwas schief geht, helfen diese Unsicherheit und ein medialer Mangel der Analyse ihrer Stärken dabei, sie verantwortlich zu machen.'

Genauer gesagt werden 80 Prozent der Chefinnen für die missliche Lage ihres Unternehmens verantwortlich gemacht. Bei ihren männlichen Kollegen werden nur 31 Prozent persönlich beschuldigt. Dazu kommt, dass Frauen oft erst ein Posten an der Unternehmensspitze angeboten bekommen, wenn es der Firma sowieso bereits schlecht geht - so erging es etwa Yahoo-Chefin Marissa Mayer.

Die verzerrte Wahrnehmung der wenigen weiblichen Bosse spiegelt sich noch in einem anderen Aspekt der Berichterstattung wider: Bei ihnen wird das persönliche und das Familienleben stärker in den Vordergrund gerückt als bei Männern.

Dafür zeichnen hauptsächlich Journalistinnen verantwortlich - sie beschrieben diese Aspekte des CEO-Lebens in 20 Prozent der Artikel, männlichen Kollegen kam diese Idee hingegen nur bei fünf Prozent der Berichte. Und anscheinend tut es weiblichen Führungskräften nicht gut, wenn diese als Frauen dargestellt werden, die neben ihrem CEO-Dasein noch ein anderes Leben haben.

pte/red


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#Studie #Führung #Management #Frauen

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