Kind  09.02.2017

Unreif oder ADHS

Viele Grundschüler werden fälschlicherweise mit ADHS diagnostiziert und folglich unnötig mit starken antipsychotischen Medikamenten behandelt, obwohl sie bloß noch zu unreif für die Schule sind.

Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler der australischen Curtin University in ihrer aktuellen Untersuchung. 'Eltern die Entscheidung zu überlassen, wann ihr Kind bereit für die Schule ist, könnte falsche Diagnosen verhindern', erklärt Martin Whitely von der Curtin University. Es komme also vor allem darauf an, in welchem Jahresabschnitt junge Schulkinder geboren worden sind. Eher unreife Kinder würden bei einer relativ frühen Einschulung sehr oft fälschlicherweise mit der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) diagnostiziert.

In der Studie, die auf Daten von rund 310.000 Kindern basiert, zeigte sich, dass die im Juni geborenen Sechs- bis Zehnjährigen doppelt so häufig Medikamente gegen ADHS verschrieben bekamen als diejenigen, die im Juli des jeweiligen Vorjahres zur Welt gekommen waren. Sie waren zum Zeitpunkt der Einschulung also bereits fast ein ganzes Jahr älter als ihre Mitschüler. 'Ähnliche Erkenntnisse aus Nordamerika lassen vermuten, dass Unreife oft für eine mentale Störung gehalten wird und unnötigerweise mit stimulierenden Medikamenten behandelt wird', so die Autoren.

'Beim Treffen der Entscheidung, einem Kind, das gerade einmal sechs Jahre alt ist, antipsychotische Medikamente zu verschreiben, ist immer Sorgfalt geboten und sind gründliche Gespräche mit den Eltern notwendig', rät Whitely abschließend. Die Experten wollen die Zusammenhänge zwischen der ADHS-Diagnose und dem Jahr der Einschulung nun noch genauer überprüfen und auch ein Augenmerk darauf haben, wie genau es Ärzte mit den strikten Vorgaben bei einer Verschreibung von Medikamenten nehmen.

pte/red


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